13. Oktober 2021 / News aus der Welt

«Star Trek»-Schauspieler William Shatner ins All geflogen

Als «Captain Kirk» wurde William Shatner zur «Star Trek»-Ikone. Jetzt ist der kanadische Schauspieler tatsächlich in den Weltraum geflogen. Mit 90 Jahren und einem Raumschiff von Amazon-Gründer Bezos.

Die Passagiere der «New-Shepard»-Rakete von Blue Origin: Audrey Powers (l-r), William Shatner, Chris Boshuizen und Glen de Vries.
von Christina Horsten, dpa

Im knallblauen Raumanzug klettert William Shatner aus der Raumkapsel, umarmt Amazon-Gründer Jeff Bezos - und dann muss sich die gerade zum ersten Mal wirklich ins All geflogene «Star Trek»-Ikone erstmal sammeln.

«Es war unbeschreiblich», sagt der sichtlich tief bewegte frühere «Captain Kirk»-Darsteller unter Tränen, während Bezos, der seine Rakete für den Flug zur Verfügung stellte, Champagner in die westtexanische Wüste spritzt. «Jeder Mensch auf der Welt muss das machen, jeder muss es sehen», sagt der 90 Jahre alte kanadische Schauspieler.

Shatner ist nun der älteste je ins All gereiste Mensch. «Diese Erfahrung hat mich so bewegt. Ich bin so voller Emotionen. Ich bin überwältigt, ich hatte ja keine Ahnung.» 

Zehnminütiger Ausflug ins All

Zuvor hatte Shatner an Bord des Raketensystems «New Shepard» von Bezos' Raumfahrtfirma Blue Origin einen rund zehnminütigen Ausflug ins All unternommen. Gemeinsam mit ihm flogen der frühere Nasa-Ingenieur Chris Boshuizen, der Unternehmer Glen de Vries und die stellvertretende Chefin von Blue Origin, Audrey Powers.

Das Raketensystem «New Shepard» fliegt - anders als das fiktionale «Raumschiff Enterprise» - weitgehend automatisiert. Die während des Fluges von der Rakete abgetrennte Kapsel erreichte eine Höhe von rund 107 Kilometern über der Erde, zeitweise mit Schwerelosigkeit, bevor das wiederverwendbare Objekt abgebremst von großen Fallschirmen wieder landete. Der Internationale Luftfahrtverband und viele andere Experten sehen 100 Kilometer über der Erde als Grenze zum Weltraum an, es gibt jedoch keine verbindliche internationale Regelung.

Der eigentlich für Dienstag geplante Flug war wegen stärkerer Winde zuvor um einen Tag verlegt worden. Wegen zahlreicher technischer Überprüfungen verschob sich der Start am Mittwoch dann noch einmal um mehr als eine Stunde. Es war der zweite bemannte Flug des nach Alan Shepard, dem ersten US-Amerikaner im All, benannten Raketensystems «New Shepard». Beim ersten im Juli war Bezos selbst mit an Bord, zusammen mit seinem Bruder Mark, einer 82 Jahre alten früheren US-Pilotin und einem 18-jährigen Niederländer.

Wie bereits beim ersten Flug landete die wiederverwendbare Raketenstufe nach dem Start vertikal auf der Erde. Noch für dieses Jahr hat Blue Origin einen weiteren bemannten Flug angekündigt, für nächstes Jahr mehrere.

PR-Coup für Bezos und seine Firma

Diesmal brachte Bezos - gekleidet in Raumanzug und Sonnenbrille - seine vier Passagiere höchstpersönlich zur Kapsel, schloss die Luke und war nach der Landung auch als erster wieder zur Stelle, um die Luke zu öffnen. «Hallo, Astronauten!», begrüßte er die vier Passagiere, während mit zum Weltraumbahnhof in der westtexanischen Wüste gereiste Familienmitglieder, Freunde und Mitarbeiter von Blue Origin jubelten und klatschten.

Der Flug von «Captain Kirk» wird als PR-Coup für Bezos und seine Firma angesehen. Anders als Boshuizen und De Vries musste Shatner, der drei Töchter hat und sich 2019 von seiner vierten Ehefrau trennte, für sein Ticket nicht bezahlen, sondern war «Gast» von Blue Origin.

Zum ersten Mal konnte der Schauspieler, der 1966 erstmals die Rolle des «Captain James T. Kirk» in «Star Trek» übernommen hatte, nun zumindest einen kleinen Blick in die in der Science-Fiction-Serie immer wieder zitierten «unendlichen Weiten» des Weltraums werfen - und der habe einen bleibenden, fast schon ein wenig verstörenden Eindruck hinterlassen, sagte Shatner.

«Es war anders als es immer beschrieben wird und anders als alles, was ich je gesehen oder erlebt habe. Es ist so enorm und so schnell und geht um die Plötzlichkeit von Leben und Tod. Man sieht dort draußen nur Schwarz - und auf der Erde sieht man Blau und Licht. Was ich wirklich jedem sagen will, ist wie gefährdet und zerbrechlich alles ist - es gibt nur diese dünne Schicht von Atmosphäre, die uns am Leben hält.»


Bildnachweis: © Lm Otero/AP/dpa
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