Den drei nach dem Seilbahnunglück in Norditalien festgenommenen Männern drohen nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft von Verbania im Falle einer nachgewiesenen Schuld «allerhöchste» Strafen. Es bestehe auch Fluchtgefahr, heißt es in dem Haftbefehl gegen die drei, aus dem italienische Medien heute zitierten. Ein «gedankenloses Verhalten» habe zum Tod von 14 Menschen und zu schwersten Verletzungen eines Fünfjährigen geführt, hieß es weiter. Der Chef der Seilbahngesellschaft und zwei weitere leitende Mitarbeiter waren in der Nacht zu gestern festgenommen worden. Dem kleinen israelischen Jungen, der als Einziger überlebte, geht es unterdessen etwas besser. Er sei auf der Intensivstation inzwischen «wach und bei Bewusstsein», teilte das Kinderkrankenhaus in Turin mit, wo er behandelt wird. Der kleine Eitan habe auch mit seiner Tante gesprochen. Das Kind hatte seine Eltern und seinen Bruder verloren und war selbst schwer verletzt worden. Aus klinischer Sicht sei sein Zustand weiterhin ernst, hieß es weiter. Der Junge könnte aber in den kommenden Tagen die Intensivstation verlassen. Die Seilbahn war am Pfingstsonntag auf dem Weg von Stresa am Lago Maggiore hinauf zum Monte Mottarone verunglückt. Nach bisherigem Ermittlungsstand riss kurz vor der Ankunft an der gut 1300 Meter über dem Meer gelegenen Bergstation aus bisher unbekannter Ursache das Zugseil. In dem Fall hätte ein Notbremse greifen müssen, was nicht geschah. Die Gondel raste mit hoher Geschwindigkeit in die Tiefe, überschlug sich und zerschellte schließlich. Nun besteht der Verdacht, dass die Notbremse mit einer als «forchetta» (Gabel) bekannten Vorrichtung außer Kraft gesetzt worden war, weil es zuvor Unregelmäßigkeiten im Lauf der Bahn gegeben habe. Ein Motiv für die Manipulation könnte laut Medien gewesen sein, dass die Betreiber nach der langen Corona-Zwangspause die Seilbahn um jeden Preis am Laufen halten wollten. Der Carabinieri-Kommandant Luca Geminale sagte laut Nachrichtenagentur Ansa, dass der Datenschreiber der Seilbahn, die sogenannte «Schwarze Kiste», sichergestellt worden sei. Es handele sich um eine Vorrichtung, die alle technischen Aspekte wie Geschwindigkeit, Lauf und Schwanken der Gondel aufzeichne. Im italienischen Abgeordnetenhaus äußerte sich Infrastrukturminister Enrico Giovannini zu dem Unglück. Er betonte unter anderem, dass bei italienischen Seilbahnen im Falle eines Druckverlustes oder eines Risses des Zugkabels automatisch eine Notbremse greife. Der Direktor einer solche Anlage sei für deren Sicherheit verantwortlich, sagte er. Nach Überzeugung von Experten ist ein Seilbahnunglück wie in Italien in Österreich nicht vorstellbar. Den Riss eines Zugseils ohne äußere Einwirkung schloss Christian Felder, Vorsitzender des Technikerkomitees beim Fachverband Seilbahnen, heute am Rande eines Pressegesprächs aus. Auch eine absichtliche Abschaltung eines Sicherheitssystems könne in Österreich nicht passieren, sagte er. Das Land habe nicht nur eines der strengsten Seilbahngesetze weltweit mit regelmäßigen Kontrollen, sondern verfüge auch gut ausgebildetes Personal. «Sicherheit ist die oberste Prämisse. Erst dann kommt die Wirtschaftlichkeit.» Das beginne bei den täglichen Überprüfungen vor, während und nach dem Betrieb und gehe weiter bis zu den jährlichen Hauptrevisionen, so Felber. Dazu fänden alle paar Jahre genaue Materialkontrollen statt. Alle Überprüfungen werden dokumentiert und von den Behörden kontrolliert. Die 253 Seilbahnunternehmen in Österreich betreiben mehr als 1100 Seilbahnlagen.Verdacht der Manipulation
Experten: Kann nicht in Österreich passieren
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Seilbahnunglück: Festgenommenen drohen hohe Haftstrafen
Am Sonntag stürzte eine Seilbahngondel ab - womöglich wurde das Unglück durch Manipulation verursacht. Laut Staatsanwaltschaft habe ein «gedankenloses Verhalten» zum Tod von 14 Menschen geführt.
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