Die internationale Staatengemeinschaft will bis zum Jahr 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz stellen. Auf dieses Ziel einigten sich am Montag nach rund zweiwöchigen Verhandlungen die rund 200 Teilnehmerstaaten des Weltnaturgipfels im kanadischen Montreal. Nach einem Verhandlungsendspurt setzten sie sich unter anderem auch das Ziel, mehr Geld für den Schutz der Artenvielfalt auszugeben. Dafür sollen aus den reicheren Ländern bis 2025 jährlich rund 20 Milliarden US-Dollar an die ärmeren Staaten fließen. Die chinesische Gipfelpräsidentschaft sprach von einem «historischen Moment», Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) von einem Signal der Entschlossenheit. Umwelt- und Naturschutzverbände reagierten mit einer Mischung aus Zuversicht und Ernüchterung auf die Ergebnisse. Die abschließende Plenarsitzung in Montreal war eigentlich schon für Sonntagabend angesetzt, wurde wegen der zähen Verhandlungen aber immer weiter in die Nacht verschoben. Nach Verabschiedung des rechtlich nicht bindenden Dokuments brach schließlich Applaus und lauter Jubel aus. Bei Umwelt- und Naturschützern stieß das Abkommen dagegen auf geteilte Reaktionen. «Es ist als Erfolg zu bezeichnen, dass nach zähen Verhandlungen der Vertragsstaaten überhaupt eine Vereinbarung zustande gekommen ist», kommentierte Jannes Stoppel von Greenpeace. Er beklagte aber auch, dass schädliche Aktivitäten wie industrielle Fischerei oder Holzeinschlag in Schutzgebieten nicht prinzipiell ausgeschlossen seien. Florian Titz von der Umweltschutzorganisation WWF sprach von einem «lückenhaften, aber letztlich überraschend guten Rahmenwerk». Olaf Bandt, Vorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), würdigte die ambitionierten Ziele, mahnte aber zugleich deren Umsetzung an: Noch sei es «zu früh, um in echten Jubel auszubrechen». Komplett ernüchtert zeigte sich der Naturschutzbund Nabu: «Die Welt rast in der Natur- und Klimakrise auf einen Abgrund zu», warnte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. «Doch statt entschieden zu bremsen, geht sie lediglich etwas vom Gas.» In dem verabschiedeten Dokument wird auch die Rolle indigener Völker und lokaler Gemeinden in weltweiten Naturschutzbemühungen betont, was viele Beobachter als Erfolg werteten. Zudem setzt das Papier das Ziel, die Gefährdung von Mensch und Umwelt durch Pestizide bis zum Jahr 2030 zu halbieren und umweltschädliche Subventionen abzubauen. Beobachter kritisierten jedoch, dass viele Ziele zu weit in die Zukunft gesetzt und zu wenig qualitativ greifbar gemacht worden seien. Vertreter einiger vor allem ärmerer Länder kritisierten, dass zu wenig Finanzhilfe der reicheren Länder eingeplant worden sei. Diese Einwände seien nicht ausreichend ernst genommen worden, und die Verabschiedung sei am Ende auch gegen Widerstände durchgepeitscht worden, bemängelte beispielsweise der Vertreter der Demokratischen Republik Kongo. Der 15. Weltnaturgipfel - der auch unter dem Kürzel COP15 läuft - hätte ursprünglich schon 2020 in China stattfinden sollen, wurde dann aber wegen der anhaltenden pandemischen Lage dort verschoben und zerteilt. Der erste Verhandlungsteil fand im vergangenen Oktober hauptsächlich online im chinesischen Kunming statt, der Abschluss nun in Montreal. Bei der Umsetzung der Beschlüsse sind jetzt wieder die einzelnen Staaten am Zug.Mischung aus Zuversicht und Ernüchterung
Zu wenig Finanzhilfe und Ziele zu weit entfernt
Bildnachweis: © Ryan Remiorz/The Canadian Press/AP/dpa
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Einigung beim Weltnaturgipfel - Jubel und Kritik
Nach langen Verhandlungen ist sich die Staatengemeinschaft einig: Mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen sollen unter Schutz stehen. Auch mehr Geld soll fließen. Das stellt längst nicht alle zufrieden.
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