3. September 2021 / News aus der Welt

Trotz Maßnahmen: Ostsee noch immer überdüngt

In der Ostsee gibt es seit Jahrzehnten «Todeszonen» wegen Überdüngung. Dabei wurde die Nährstoffzufuhr deutlich gekappt. Aber der Klimawandel erschwert die Erholung, wie ein Report nun zeigt.

Grünalgen treiben im Wasser am Strand von Lubmin. Neben hohen Wassertemperaturen ist auch die Überdüngung der Ostsee durch die Landwirtschaft eine Ursache für das Algenwachstum.
von dpa

Die jahrzehntelang von Überdüngung geplagte Ostsee mit ihren sauerstoffarmen «Todeszonen» ist immer noch nicht über den Berg. Das liegt auch an den Folgen des Klimawandels, wie ein am Freitag vorgelegter Ostsee-Klimareport nahelegt.

«In der Vergangenheit war die Überdüngung das Problem Nummer Eins.» Man habe dann seit den achtziger Jahren eingegriffen und die Nährstoffzufuhr kräftig reduziert - aber ein guter ökologischer Zustand, wie er von der sogenannten Helsinki-Kommission (Helcom) bis 2021 angestrebt wurde, sei nicht erreicht worden, sagte der Klimaforscher und Ozeanograph Markus Meier der Nachrichtenagentur dpa. Meier arbeitet am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und war als Vorsitzender der Forschungsgemeinschaft «Baltic Earth» maßgeblich an dem Klimareport beteiligt.

Klimaerwärmung verstärkt den Effekt

Die langsame Reaktion des Meeres auf die Maßnahmen gegen die Überdüngung erklärt Meier zum einen mit dem «System der Ostsee selbst, das aufgrund der speziellen hydrografischen Bedingungen als Binnenmeer langsam auf die Änderungen der Nährstofffrachten reagiert». Mittlerweile komme zum anderen die Klimaerwärmung als verstärkender Effekt hinzu: «Je wärmer das Wasser ist, desto weniger Sauerstoff löst sich im Wasser. Außerdem wird die biologische Aktivität und damit auch das Algenwachstum durch höhere Temperaturen angekurbelt.»

Angesichts des Klimawandels mit seinen Auswirkungen auf zahlreiche Faktoren wie Meereis, Meeresspiegel und Wassertemperatur stehen die Wissenschaftler Meier zufolge vor neuen Herausforderungen für die Forschung: «Der größte Teil der Todeszonen ist auf die eingetragenen Nährstoffe zurückzuführen, da sind wir uns sehr sicher – aber wie groß ist der Beitrag des Klimawandels?», sagte er. «Noch wissen wir nicht genau, wie das marine Ökosystem darauf reagiert. Da gibt es große Fragezeichen.»

Prognosen schwierig

Meier erläuterte das am Beispiel des für das salzarme Brackwassermeer Ostsee sehr wichtige Thema des Salzgehaltes: «Unsere Berechnungen legen nahe, dass die Niederschläge in der nördlichen Ostseeregion zunehmen und dadurch die Flusswassereinträge im Norden größer werden. Gleichzeitig wird durch den globalen Anstieg des Meeresspiegels mehr salzhaltiges Wasser über die Meerengen bei Dänemark in die Ostsee eingetragen», sagte er. «Das heißt, es gibt zwei gegenläufige Effekte. Da unser Wissen über das tatsächliche Ausmaß des Meeresspiegelanstiegs immer noch begrenzt ist, sind folglich auch die Prognosen zu Veränderungen des Salzgehalts mit einer starken Unsicherheit behaftet. Das ist eine relativ neue Erkenntnis.»

Die in der Helcom zusammengeschlossenen Ostseeanrainer hatten sich 2007 in Krakau auf ein Aktionsprogramm verständigt mit dem Ziel, bis 2021 einen guten ökologischen Zustand der Ostsee zu erreichen. Im Oktober wollen sich die Umweltminister der Helcom-Staaten in Lübeck treffen, um einen aktualisierten Aktionsplan zu verabschieden. Darin sollen «neu auftretende und bisher unzureichend behandelte Belastungen wie Klimawandel, Abfälle im Meer, Arzneimittel, Unterwasserlärm sowie den Verlust und die Störung des Meeresbodens» berücksichtigt werden. Vertragspartner der Helcom sind Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland, Polen und Russland sowie die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen und die EU.


Bildnachweis: © Stefan Sauer/dpa-Zentralbild/dpa
Copyright 2021, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Ihre Nachrichten fehlen auf der Rheda-Wiedenbrück App? 

Meistgelesene Artikel

Neueste Artikel

Sean «Diddy» Combs entschuldigt sich für Angriff
News aus der Welt

Rapper Sean «Diddy» Combs bittet für einen Angriff um Entschuldigung, offensichtlich auf seine frühere Freundin - wenige Tage zuvor war ein Video mit schockierenden Gewaltszenen aufgetaucht.

weiterlesen...
Nach Raubstraftat in Rheda-Wiedenbrück - Durchsuchungen in Herford und Bielefeld
Polizeimeldung

Kriminalität Nach Raubstraftat in Rheda-Wiedenbrück - Durchsuchungen in Herford und Bielefeld Am Donnerstag...

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Sean «Diddy» Combs entschuldigt sich für Angriff
News aus der Welt

Rapper Sean «Diddy» Combs bittet für einen Angriff um Entschuldigung, offensichtlich auf seine frühere Freundin - wenige Tage zuvor war ein Video mit schockierenden Gewaltszenen aufgetaucht.

weiterlesen...
Wetterdienst: Regen und Gewitter in Deutschland
News aus der Welt

Nach dem Pfingstwochenende erwartet die Menschen in Deutschland weiter unbeständiges und ungemütliches Wetter. Wie sieht es in den Überschwemmungsgebieten aus?

weiterlesen...