15. Mai 2024 / Partner News

Pro Arbeit-Forum zum sozialen Arbeitsmarkt

Perspektiven für Beschäftigung und Qualifizierung

Perspektiven für Beschäftigung und Qualifizierung

Rheda-Wiedenbrück. Geballte Kompetenz und zahlreiche Gäste im Haus der Ausbildung Am Sandberg: Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Perspektiven für Beschäftigung und Qualifizierung im sozialen Arbeitsmarkt“ konnte sich der gemeinnützige Verein Pro Arbeit über hochkarätige Referenten und großes Interesse freuen.

Zu der Veranstaltung begrüßte der seit 1987 im Bereich der Arbeitsmarktintegration und beruflichen Bildung engagierte Träger namhafte Experten. Klaus Brandner, parlamentarischer Staatssekretär a. D. beim Bundesminister für Arbeit und Soziales, Gründungsmitglied des Vereins und seit mehr als zehn Jahren an dessen Spitze, erörterte das komplexe Thema gemeinsam mit drei prominenten Gästen: Heinrich Alt, Vorstand a. D. der Bundesagentur für Arbeit, Walter Riester, ehemaliger Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung sowie Harald Schartau, vormals Arbeits- und Wirtschaftsminister des Landes Nordrhein Westfalen, waren der Einladung in die vereinseigene „EssBares“ gefolgt. Im Mittelpunkt der besonderen Veranstaltung aus der Reihe der regelmäßigen Foren standen die Bedeutung eines sozialen Arbeitsmarktes sowie dessen Entwicklung, Perspektiven und Ziele.

„Arbeit ist mehr als Broterwerb!“, betonte Klaus Brandner zu Beginn der von Radio Gütersloh-Chefredakteur Carsten Schoßmeier moderierten Podiumsdiskussion. Um vor allem den Menschen berufliche Perspektiven und Teilhabe zu ermöglichen, die auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt nicht oder nur schwer Fuß fassen können, biete Pro Arbeit „einen ganzen Strauß an Möglichkeiten“: von individuellen Förderungen des Schulabschlusses und der Berufsausbildung bis hin zu Qualifikation und Training von langzeitarbeitslosen Menschen in gesellschaftlich sinnvollen Bereichen. „Besonders in den Arbeitsfeldern Recycling, Secondhand und Fahrrad verbinden wir unsere Bemühungen, einen sozialen Arbeitsmarkt für Menschen mit Unterstützungsbedarf zu etablieren, mit wichtigen Themen wie der Nachhaltigkeit“, erläuterte der Pro Arbeit-Vorstandsvorsitzende.

Angesichts sich rasant verändernder Arbeitsprozesse unterstrich Walter Riester auch das eigene „Umdenken und Umhandeln“ als einen zentralen Faktor für eine erfolgreiche Arbeitsmarktpolitik: „Wenn sich Arbeitsbedingungen ändern, müssen wir uns fragen, was das für die Menschen bedeutet und was wir tun können, um diese zu integrieren und unterstützen.“ 

Harald Schartau verdeutlichte zudem die vielschichtigen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit, die neben finanziellen Problemen oftmals mit einem Verlust des Selbstwertgefühls, Scham, sozialer Isolation und mehr verbunden sind: „Dafür müssen wir sensibel sein und Übergänge in den ersten Arbeitsmarkt in verschiedensten Formen erleichtern, so wie es unter anderem Pro Arbeit bereits praktiziert.“ Die immer wieder öffentlich diskutierte These, man solle zur Integration von Arbeitslosen „mehr Druck auf diese aufbauen“, sei für ihn dagegen geradezu absurd.

Heinrich Alt formulierte als aktuelle arbeitsmarktpolitische Herausforderungen unter anderem den hohen Stand an Langzeitarbeitslosen, die rund drei Millionen jungen Menschen ohne Berufsausbildung sowie die Vermittlung von Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund. „An viele dieser Menschen kommen wir nicht ausreichend ran! Hier müssen wir Überzeugungsarbeit leisten, in permanentem Kontakt sein und durch mehr Transparenz Vertrauen schaffen“, so Alt.

Als Positivbeispiele aus der Vergangenheit nannte Klaus Brandner das Programm JobPerspektive und die Förderung nach §16i/e des Teilhabechancengesetzes: „Die Förderung in diesen und ähnlichen Maßnahmen ist heute aber fast vollkommen zusammengebrochen.“ Um Menschen mit Unterstützungsbedarf gerade in den heutigen Zeiten gangbare Perspektiven zu bieten, sei „eine große Kraftanstrengung“ notwendig. 

Mögliche Lösungsansätze sah das erfahrene Quartett etwa in einer noch engeren Zusammenarbeit von Unternehmen, Arbeitsagenturen und Jobcentern sowie weiteren Akteuren der Arbeitsmarktintegration, der vermehrten Ausbildung eigener Fachkräfte in den Betrieben, der Verinnerlichung des lebenslangen Lernens auf Seiten der Beschäftigten sowie der Nutzung neu entstehender Arbeitsfelder, beispielsweise in den Bereichen Elektromobilität oder Photovoltaik. Am Beispiel der Behindertenwerkstätten erläuterte Heinrich Alt außerdem den Ansatz, Produktionsprozesse stärker an den Menschen anzupassen, statt ausschließlich von diesem eine ständige Anpassung zu fordern: „Wer mit den Prozessen auf dem ersten Arbeitsmarkt heute nicht zurechtkommt, braucht eine andere machbare Perspektive!“

Die Kosten dafür seien trotz aller nachvollziehbaren Sparmaßnahmen eine notwendige Investition in die Zukunft. Eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration sei nicht nur elementar für den Menschen, sondern auch die Grundlage einer stabilen Gesellschaft, so der allgemeine Tenor. „Wir müssen uns daran erinnern, dass wir nur durch Innovation und Gemeinschaftsprozesse das erhalten und weiterentwickeln können, was wir hier zusammen geschaffen haben!“, schloss Klaus Brandner die gut besuchte Veranstaltung. Im Hinblick auf die Zukunft der Arbeit im Kreis Gütersloh hoffe er dabei auch auf eine möglichst breite Unterstützung von Trägern wie Pro Arbeit.

Informierten und diskutierten im Pro Arbeit-Forum über Perspektiven für Beschäftigung und Qualifizierung im sozialen Arbeitsmarkt:

(v. l.) Katja Oehl-Wernz (Geschäftsführerin Pro Arbeit), Carsten Engelbrecht (stellv. Geschäftsführer Pro Arbeit), Hans-Werner Heißmann-Gladow (stellv. Vorstandsvorsitzender Pro Arbeit), Harald Schartau (ehem. Arbeits- und Wirtschaftsminister des Landes NRW), Heinrich Alt (Vorstand a. D. der Bundesagentur für Arbeit), Bernd Marx (2. stellv. Vorstandsvorsitzender Pro Arbeit), Walter Riester (ehem. Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung), Klaus Brandner (Vorstandsvorsitzender Pro Arbeit)

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