22. November 2021 / News aus der Welt

Viele Junge wollen für Klimaschutz nicht verzichten

Immer wieder demonstrieren tausende junge Menschen für mehr Klimaschutz. Doch im Alltag dafür auf etwas verzichten, wollen viele nach einer Umfrage nicht. Die Jungen sind damit aber nicht allein.

Teilnehmer an einer Demonstration der Klimaschutzbewegung «Fridays For Future» in Berlin.
von Burkhard Fraune, dpa

Grün reden, aber nicht so grün leben? Viele junge Menschen wollen trotz Klima-Protesten auf ihren gewohnten Komfort nicht verzichten. Das jedenfalls legt eine Umfrage nahe.

Der Klimawandel macht demnach zwar vielen jungen Menschen in Deutschland Sorgen. Auf das Fliegen, Fleischessen und Autofahren beispielsweise will eine Mehrheit aber dennoch nicht verzichten.

«Die Gewohnheiten und der Wunsch nach Komfort sind zu groß», sagt der Jugendforscher Klaus Hurrelmann. Der mentale Durchbruch zum klimabewussten Leben stehe auch in der jungen Generation noch aus.

«Die Vorstellung, die wir Älteren haben: Dass sich fast nur vegan und vegetarisch in der jungen Generation ernährt wird und das Auto nicht mehr benutzt wird» - ja, diese Gruppe gebe es, sagt Hurrelmann. «Umso überraschender war es für mich zu sehen, dass sie eine Minderheitengruppe ist und es noch nicht geschafft hat, die Mehrheit auf ihre Seite zu ziehen.»

Viele wollen keinen Verzicht beim Auto oder Reisen

In Zahlen stellt sich das in der Umfrage, die der Jugendforscher Simon Schnetzer am Montag präsentierte, so dar: Mit 56 Prozent sehen die meisten 14- bis 29-Jährigen im Klimawandel das wirtschaftlich-gesellschaftliche Thema, das ihnen Sorgen macht - mehr noch als die Zukunft des Rentensystems, steigende Preise oder eine drohende Spaltung der Gesellschaft.

Auf der anderen Seite: Zwar sagen 27 Prozent, sie seien bereit, konsequent auf Flugreisen zu verzichten - aber 39 Prozent lehnen das ab. Die übrigen 34 Prozent kreuzten unverbindlich «vielleicht» an. Beim dauerhaften Verzicht auf das eigene Auto oder tierische Produkte sagt sogar mehr als die Hälfte «nein». Am stärksten ausgeprägt sei das auf dem Land, wo es aber auch weniger Alternativen gebe, erklärte Schnetzer.

Auch die ältere Generation tut sich schwer damit, sich für Klimaschutz einzuschränken. In Umfragen zeigen sich etwa viele bereit, auf kurze Flüge oder Autofahrten zu verzichten. Bis zum Beginn der Corona-Krise hat das an der Realität aber auch bei den Älteren nicht viel geändert.

«Fridays for Future» ist eine Minderheit

Bei Mülltrennung gehen Junge wie Alte meist problemlos mit. Doch Abstriche bei Essen, Urlaub und Verkehr sind schon schwerer hinzunehmen. Klimaschutz ja, aber mit möglichst geringen persönlichen Einschränkungen.

«Es ist auffällig, dass diejenigen in der jungen Generation, die sich für Veränderungen des Lebensstils einsetzen, sehr entschieden sind, sehr laut sind und auch deutlich wahrgenommen werden», sagte Hurrelmann. Er verwies auf das Beispiel Fridays for Future. Die internationale Bewegung bringt immer wieder Zehntausende auf die Straßen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.

Der Alltag folgt dem offenbar nur wenig. In Busse und Bahnen im Nahverkehr steigt man nicht häufiger als in das eigene Auto, wie die Umfrage ergab. Vegetarier und Veganer bilden auch unter jungen Leuten deutlich die Minderheit. Allerdings: Mit insgesamt rund 22 Prozent ist der Anteil mehr als doppelt so hoch wie in anderen Umfragen, die die Gesamtbevölkerung abbilden - ein Zeichen, dass sich möglicherweise doch etwas bewegt.

Viele wollen ihren Lebensstil «vielleicht» ändern. Für Hurrelmann ist das die spannendste Erkenntnis. «Die Bereitschaft der jungen Generation, ihren Lebensstil zu verändern, ist latent da.» Viele warteten aber noch träge ab. Wer noch zu Hause wohne, könne oft auch nicht durchsetzen, welches Essen beispielsweise auf den Tisch komme.

«Unter diesen Umständen kann der von jungen Leuten mehrheitlich befürwortete Klimaschutz nur mit klaren Regeln und Vorgaben durch die Politik gelingen», folgerte Hurrelmann. «Jetzt braucht es Ermutigung.» Wichtig sei, dass diese auch von den Älteren komme.


Bildnachweis: © Paul Zinken/dpa
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