10. August 2022 / News aus der Welt

Belugawal aus der Seine trotz Rettungsaktion gestorben

Das Schicksal eines weißen Wals in der Seine hat Frankreich über Tage in Atem gehalten. Mit einer spektakulären Aktion wird der Beluga aus einer Schleuse gehievt. Dann aber gibt es eine traurige Nachricht.

Leider vergeblich: Retter ziehen ein Netz auf, um den Belugawal bei Notre Dame de la-Garenne zu retten.
von Laura Almanza und Michael Evers, dpa

Zwar war der verirrte Belugawal in der Seine in Frankreich abgemagert und schwach, dennoch haben Tierschützer auf eine Rettung gehofft, am Ende vergeblich.

Der tagelang in einer Schleuse feststeckende weiße Wal ist am Mittwoch während einer Hilfsaktion gestorben. «Trotz einer beispiellosen Rettungsaktion des Beluga müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass der Wal gestorben ist», teilte die Präfektur in Caen mit. Nach nächtlicher Bergung habe sich die Atmung des Tiers beim Transport in ein Meerwasserbecken in der Normandie zusehend verschlechtert, deshalb sei der Wal eingeschläfert worden, erklärte Amtstierärztin Ollivet Courtois.

80 Experten waren an der Aktion beteiligt

Mit einem Kühllaster hatte der vor über einer Woche in der Seine lokalisierte weiße Wal zur Behandlung nach Ouistreham gebracht werden sollen. Nach einer mehrstündigen Rettungsaktion, an der über 80 Experten beteiligt waren, wurde der Belugawal am Mittwochmorgen gegen vier Uhr aus der Schleuse gehoben, wie die Präfektur in Évreux mitteilte. Eine erste Untersuchung vor Ort bestätigte den schlechten Zustand des auf 800 Kilo abgemagerten Wals. Veterinäre hielten seine Überlebenschancen deshalb für gering. Dennoch startete der Transport des mit Tüchern feucht gehaltenen Wals gegen 06.30 Uhr mit dem Ziel, ihn nach dreitägiger Behandlung in der Normandie ins Meer zu bringen.

«Wir sind erschüttert über diesen tragischen Ausgang, von dem wir wussten, dass er sehr wahrscheinlich ist, aber wir danken allen, die an dieser beispiellosen Mobilisierung mitgewirkt haben», erklärte die Hilfsorganisation Sea Shepherd France, die sich für den Wal eingesetzt hatte. Das männliche Tier habe nicht an einer Infektion gelitten, seine Verdauung habe aber nicht mehr gearbeitet, weshalb er nicht mehr gegessen habe. Sein eigentliches Leiden sei aber unbekannt. Weshalb der eigentlich in arktischen und subarktischen Gewässern beheimate Weißwal sich in die Seine verirrt hatte, ist nicht bekannt. Nun ist eine Autopsie seines Kadavers geplant.

Moby-Dick schaffte damals den Weg ins Meer zurück

Vor über 50 Jahren sorgte ein weißer Wal auch in Deutschland für Aufregung. Das am 18. Mai 1966 erstmals im Rhein bei Duisburg gesichtete Tier, das nach dem gleichnamigen Roman prompt Moby-Dick genannt wurde, hielt über Wochen die Menschen am Rhein bis Richtung Bonn sowie Kapitäne und Passagiere auf dem Fluss in Atem. Mit Netzen, Stangen und Betäubungspfeilen versuchten selbst ernannte Waljäger, den weißen Koloss zu fangen. Der aber entkam, immer wieder. Während der rund vier Wochen im Fluss verlor Moby-Dick sein strahlendes Weiß und sah zunehmend scheckig und grau aus. Am 16. Juni erreichte er aber endlich wieder die Nordsee.

Einfach darauf hoffen, dass der Belugawal in der Seine wie damals Moby-Dick von selbst den Weg Richtung Meer findet, sei keine Option gewesen, erklärte Sea Shepherd France. Der weiße Wal habe sich tendenziell nämlich eher in die falsche Richtung nach Paris hin bewegt. Dort wäre er im Urlaubsmonat August zwar zur Touristenattraktion geworden, aber mit geringen Überlebensaussichten.

Zuletzt 2018 hatte sich ein Belugawal in die Themsemündung östlich von London verirrt, möglicherweise weil er einem Schwarm Fische dorthin folgte. 2006 schwamm einer der weißen Wale sogar mitten in der britischen Hauptstadt durch die Themse vorbei an Sehenswürdigkeiten wie dem Big Ben und dem Westminster-Parlament.

Und auch in Frankreich ist es nicht das erste Mal, dass sich ein großer Wal in die Seine verirrt hat: Im Mai verhungerte ein Orca nach wochenlanger Odyssee in dem Fluss, im Juli wurde mutmaßlich ein Finnwal in der Flussmündung bei Le Havre gesichtet.


Bildnachweis: © Jean-Francois Monier/AFP/dpa
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