25. November 2023 / News aus der Welt

Senioren tauschen Auto gegen Bus und Bahn

Deutschlandticket statt Führerschein: Der Städte- und Gemeindebund kann sich durchaus vorstellen, dass Senioren freiwillig auf das Auto verzichten. Allerdings unter bestimmten Bedingungen.

Eine Rentnerin startet ihr Auto. Würde sie auf Bus und Bahn umsteigen?
von dpa

Weg vom Steuer und umsteigen auf Bus und Bahn: Der Städte- und Gemeindebund hält kostenlose Deutschlandtickets für Senioren, die freiwillig ihren Führerschein abgeben, für eine gute Idee. Eine grundsätzliche Überprüfung der Fahrtüchtigkeit ab einem bestimmten Alter lehnt Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg aber ab, wie er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag) sagte. Vom ADAC kommt grundsätzlich Zustimmung.

«Wenn Kommunen älteren Menschen anbieten, bei Abgabe ihres Führerscheins den Öffentlichen Nahverkehr unentgeltlich nutzen zu können, ist das eine sinnvolle Aktion», sagte Landsberg. «Ein kostenloses Deutschlandticket für eine gewisse Zeit erleichtert insbesondere den älteren Personen, auf das Auto zu verzichten.» Als Voraussetzung nannte Landsberg ein ausreichendes ÖPNV-Angebot.

Warten mit schweren Tüten auf den Bus

Und das ist vor allem in ländlichen Regionen ein Problem. In nicht wenigen Dörfern fährt ein Linienbus nur wenige Male am Tag. Und dann mit schweren Einkaufstüten an der Haltestelle warten? Für viele Senioren und Seniorinnen dürfte das keine Option sein.

Hintergrund von Landsbergs Äußerungen ist eine laufende Debatte über Pläne der EU-Kommission. Der Entwurf einer neuen europäischen Verkehrsrichtlinie sieht vor, dass Autofahrerinnen und Autofahrer ab einem Alter von 70 Jahren alle fünf Jahre den Führerschein auffrischen müssen. Dabei soll auch ihr Gesundheitszustand durch eine verpflichtende ärztliche Untersuchung oder durch eine Selbsteinschätzung abgefragt werden. Nach den Plänen der Kommission sollen die EU-Mitgliedsstaaten selbst entscheiden können, welche der beiden Varianten bei ihnen gilt.

Eine Sprecherin des Automobilclubs ADAC teilte am Samstag der Deutschen Presse-Agentur mit: «Ein kostenloses Deutschlandticket für Senioren, die freiwillig ihren Führerschein abgeben, kann diesen diese Entscheidung erleichtern und dazu beitragen, deren Mobilität aufrechtzuerhalten.» Allerdings: «Wichtig ist, dass diese Entscheidung freiwillig getroffen wird.»

Senioren müssten sich darüber bewusst sein, dass das Angebot zeitlich befristet sein dürfte, ergänzte die Sprecherin.

Bleibt das 49-Euro-Ticket dauerhaft?

Unklar ist ohnehin, ob das 49-Euro-Ticket dauerhaft bestehen bleibt. Das Bundesverfassungsgericht hatte vor einer Woche auf Klage der Unionsfraktion entschieden, dass 60 Milliarden Euro an Krediten, die für Corona-Folgen gedacht waren, nicht in den Klima- und Transformationsfonds fließen dürfen. Nun ist insgesamt unklar, wie die Bundesregierung wichtige Projekte finanziert. Dazu gehört auch das Deutschlandticket für den öffentlichen Regionalverkehr.

Die Diskussion darüber, ob Fahrer und Fahrerinnen ab einem bestimmten Alter den Führerschein abgeben sollten oder Tests machen sollten, ob sie noch fahren können, ist nicht neu. «Eine generelle Überprüfung der Fahrtüchtigkeit ab einem bestimmten Alter halten wir nicht für zielführend», sagte Landsberg nun. «Die psychischen und physischen Fähigkeiten beim Autofahren können nicht allein an einer Altersgrenze festgemacht werden.» Auch Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat sich mehrmals gegen schärfere Regeln für ältere Verkehrsteilnehmer ausgesprochen.

Inwiefern ältere Menschen im Straßenverkehr ein Risiko darstellen, dazu gibt es unterschiedliche Ansichten: Laut dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat liegt der Anteil von Menschen von 65 oder mehr Jahren an der Gesamtbevölkerung derzeit bei etwa 22 Prozent. Aber nur etwa 14,5 Prozent aller Unfallbeteiligten seien bei Unfällen mit Personenschaden dieser Altersgruppe zuzuordnen.


Bildnachweis: © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Ihre Nachrichten fehlen auf der Rheda-Wiedenbrück App? 

Meistgelesene Artikel

Zeugenmeldung falsch interpretiert: Suchaktion in der Ems ohne Ergebnis
Lokalnachrichten Rheda-Wiedenbrück

Einsatz von Hubschrauber und Feuerwehr am Sonntagabend in Rheda-Wiedenbrück Standardprozedur

weiterlesen...
Kommentar Theorien und Fake News zum Helikoptereinsatz in Rheda-Wiedenbrück
Lokalnachrichten Rheda-Wiedenbrück

Wie sich Gerüchte am Beispiel des Sucheinsatzes am Sonntag Abend verselbstständigten

weiterlesen...
Ausbau der Hauptstraße startet
Kreis Gütersloh

Rheda-Wiedenbrück. Den offiziellen Start für die wohl größte Kreisstraßenbaustelle der näheren Zukunft an der...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Erdrutsche und Hochwasser in Bosnien-Herzegowina - 18 Tote
News aus der Welt

Starkregen hat die Flüsse in der Umgebung von Mostar anschwellen lassen. Zahlreiche Häuser wurden überschwemmt. Ein Ort wurde von Schlamm bedeckt. Katastrophenschützer suchen nach Vermissten.

weiterlesen...
Vergewaltigung eines Touristen in U-Bahnhof: Vier Jahre Haft
News aus der Welt

Für die Vergewaltigung eines volltrunkenen Touristen in einer Münchner U-Bahnstation hat der Angeklagte nun eine Gefängnisstrafe kassiert. Der Richter bescheinigte ihm eine Tat «quasi im Vorbeigehen».

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Erdrutsche und Hochwasser in Bosnien-Herzegowina - 18 Tote
News aus der Welt

Starkregen hat die Flüsse in der Umgebung von Mostar anschwellen lassen. Zahlreiche Häuser wurden überschwemmt. Ein Ort wurde von Schlamm bedeckt. Katastrophenschützer suchen nach Vermissten.

weiterlesen...
Vergewaltigung eines Touristen in U-Bahnhof: Vier Jahre Haft
News aus der Welt

Für die Vergewaltigung eines volltrunkenen Touristen in einer Münchner U-Bahnstation hat der Angeklagte nun eine Gefängnisstrafe kassiert. Der Richter bescheinigte ihm eine Tat «quasi im Vorbeigehen».

weiterlesen...