27. September 2022 / News aus der Welt

Schienenersatzverkehr mal anders: Zu Fuß statt mit dem Bus

Im Norden setzt die Bahn derzeit auf besonderen Schienenersatzverkehr: die eigenen Beine. Über die Schleibrücke bei Lindaunis müssen die Fahrgäste laufen. Das ist deutlich schneller als der Bus.

Fahrgäste laufen mit Koffern und anderem Gepäck über die Schleibrücke bei Lindaunis.
von dpa

Normalerweise fahren Züge auf der Strecke Kiel–Flensburg über die Schleibrücke bei Lindaunis. Seit Mitte September aber heißt es in Schleswig-Holstein für Fahrgäste: aussteigen und zu Fuß die Schlei passieren. Wegen Bauarbeiten ist die Brücke für Autos und Züge gesperrt.

Fußgänger und Radfahrer kommen aber noch rüber - ein Umstand, den sich die Deutsche Bahn zunutze macht. Statt auf Schienenersatzverkehr mit Bussen und kilometerlangen Umwegen setzt das Unternehmen in diesem Winter auf Pendelzüge und Fahrgäste, die gut zu Fuß sind.

Rund 350 Meter Laufstrecke

Es seien extra Ersatzhaltestellen am Nord- beziehungsweise am Südende der Brücke eingerichtet worden, sagte eine Bahnsprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Die Züge fahren von Flensburg beziehungsweise aus Kiel kommend an die Brücke heran, die Passagiere steigen aus, passieren die Schlei zu Fuß und steigen auf der anderen Seite der Brücke in den anderen Zug. Rund 350 Meter müssen sie so zurücklegen. Dafür haben sie zwölf Minuten Zeit, wie die Sprecherin weiter sagte.

Klingt ungewöhnlich - und das ist es auch. «Hier im Norden ist dieses Vorgehen zum ersten Mal geplant worden», sagte die Bahnsprecherin. Der Fahrgastverband ProBahn erinnert an eine ähnliche Situation im Süden der Republik. Vor etwa 30 Jahren habe die Brücke über den Inn auf der Strecke von Mühldorf in Oberbayern nach Rosenheim einen Schaden, sagte Stefan Barkleit, Vorsitzender des Landesverbands Schleswig-Holstein/Hamburg, der dpa. Dort seien auch Haltepunkte an der Brücke errichtet worden «und das hat hervorragend funktioniert».

Für Barkleit ist der Marsch über die Brücke «die absolut sinnvollste Lösung». Die Brücke müsse neu gemacht werden und ein Ersatzverkehr mit Bussen würde weite Umwege mit deutlich längeren Fahrzeiten bedeuten, sagte Barkleit. «Das einzige Problem haben wir mit Rollstuhlfahrern. Für die muss dann ein Rollstuhltaxi organisiert werden, aber auch das ist machbar.»

Umweg wäre wesentlich länger

Laut Bahn werden etwa 40 Kilometer Umweg gespart. Die Fahrt mit Bussen dauert etwa eine halbe Stunde länger als der Gang über die Brücke. Die Lösung sei unter anderem mit dem Nahverkehrsverbund Nah.SH abgestimmt worden. «Dadurch ist ein zeitaufwendiger Ersatzverkehr mit Bussen zwischen Eckernförde und Süderbrarup wie im vergangenen Winter nicht mehr notwendig.»

Die Deutsche Bahn erneuert seit September 2020 die Klappbrücke über die Schlei bei Lindaunis auf der Strecke Kiel–Flensburg. Die Brücke, deren älteste Teile nach Angaben der Bahn aus dem Jahr 1892 stammen, wird durch eine komplett neue Klappbrücke ersetzt. Bis zur geplanten Fertigstellung der neuen Brücke im Jahr 2025 wird die alte Klappbrücke jedes Jahr für mehrere Monate für Züge und Kraftfahrzeuge gesperrt werden.


Bildnachweis: © Jonas Walzberg/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Ihre Nachrichten fehlen auf der Rheda-Wiedenbrück App? 

Meistgelesene Artikel

Ostergebäck zum Vernaschen
Rezepte

Rezept für Quarkhasen

weiterlesen...
Tönnies Gruppe erweitert Geschäftsleitung mit Julia Hupp
Aktuell

Diplomierte Betriebswirtin übernimmt Transformationsprojekte

weiterlesen...
Camper-Hausmesse 2024: Die thiel gruppe bietet ein abwechslungsreiches Programm
Veranstaltungstipp

Vorträge, Camping-Schnäppchenmarkt, Große Technik- und Zubehörausstellung und vieles mehr nicht verpassen

weiterlesen...

Neueste Artikel

Alleinunfall - Motorradfahrer schwer verunglückt
Polizeimeldung

Verkehr Alleinunfall - Motorradfahrer schwer verunglückt Ein 24-jähriger Motorradfahrer aus Rheda-Wiedenbrück...

weiterlesen...
Freispruch für Fahrer mit Eigenbrauer-Syndrom
News aus der Welt

Mit zwei Promille am Steuer erwischt, doch ein Mann aus Belgien hat eine gute Erklärung dafür. Er leide unter einem seltenen Syndrom. Nun wurde der Mann freigesprochen.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Freispruch für Fahrer mit Eigenbrauer-Syndrom
News aus der Welt

Mit zwei Promille am Steuer erwischt, doch ein Mann aus Belgien hat eine gute Erklärung dafür. Er leide unter einem seltenen Syndrom. Nun wurde der Mann freigesprochen.

weiterlesen...
Dürre im Süden Afrikas bedroht 24 Millionen Menschen
News aus der Welt

Die schlimmste Trockenperiode seit 100 Jahren: Millionen Menschen sind im südlichen Afrika von Hunger und Wasserknappheit betroffen. Schon drei Länder haben den Katastrophenzustand ausgerufen.

weiterlesen...