11. Oktober 2022 / News aus der Welt

Prozess um Betrug im Netz in Koblenz

Den verbreiteten Wunsch, mit Finanzanlagen im Internet schöne Gewinne einzustreichen, soll eine kriminelle Bande ausgenutzt haben. Hoch professionell und mit Millionengewinnen.

Am Landgericht Koblenz begann der Prozess wegen Anlagebetrugs in Millionenhöhe.
von Jens Albes, dpa

Bequem online sein Geld vermehren? Ein Prozess um Anlagebetrug im Internet mit insgesamt fast zehn Millionen Euro Schaden und rund 200 Geschädigten hat am Dienstag in Koblenz begonnen.

Laut der 208-seitigen Anklage haben die sieben Angeklagten in Callcentern von Israel, Bulgarien und Nordmazedonien aus und über Internetseiten Anleger quer durch Deutschland betrogen.

Ein Geschädigter sagt als Zuschauer in einer Prozesspause im größten Saal des Landgerichts: «Das war super professionell gemacht.» Mit technisch hervorragenden Grafiken und Statistiken im Internet sowie mit telefonischer Beratung und auch kleineren Zahlungen auf sein Konto. «Ich ziehe den Hut davor», ergänzt der 61-Jährige aus Nordrhein-Westfalen. Er habe trotz kaufmännischer Kenntnisse mehrere Zehntausend Euro verloren. «Ich ärgere mich über mich selbst.»

Das Geld wurde nie investiert

Die Kunden sollten laut Anklage für die Eröffnung eines Handelskontos zunächst jeweils 250 Euro einzahlen. Ihnen wurden angeblich risikolose Geldanlagen verschiedener Art mit außerordentlich hohen Renditen angeboten. Zusätzlich schlossen viele Anleger der Anklage zufolge einen «Kapitalsicherungsvertrag» ab. Dieser habe ihnen vorgegaukelt, ihr Geld gar nicht verlieren zu können.

Die Mitarbeiter der Callcenter sollen laut Anklage falsche Namen verwendet haben. Ihr Unternehmenssitz sei nicht korrekt angegeben worden. Eine Software habe Kunden falsche Wertsteigerungen ihrer Anlagen angezeigt. Tatsächlich sei ihr Geld nie investiert worden, sondern in das Firmengeflecht der sieben Angeklagten zwischen 33 und 67 Jahren geflossen.

Der komplexe, mutmaßlich betrügerische Online-Handel mit Finanzprodukten in 710 Fällen wurde von der rheinland-pfälzischen Landeszentralstelle Cybercrime bei der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz ermittelt. Nach deren Angaben wohnten acht der Geschädigten in Rheinland-Pfalz. Der Fall eines geprellten Kunden in Cochem an der Mosel habe die Ermittlungen ausgelöst.

Die angeklagten fünf Männer und zwei Frauen mit verschiedenen Nationalitäten sollen zwischen 2014 und 2020 eine kriminelle Vereinigung für Betrug gegründet und betrieben haben. Mehrere Verteidiger kündigen am Dienstag Einlassungen ihrer Mandanten zur Sache an.

Ein einstiger Mitarbeiter eines bulgarischen Callcenters für Finanzprodukte macht den Auftakt. Er habe legal arbeiten wollen, betont er. Aber dem Callcenter habe eine Lizenz gefehlt. Der Chef habe sich nicht an die Regelungen für Finanzgeschäfte gehalten. «Wir haben die Kontrolle verloren», ergänzt der Mann, der wie mehrere andere Angeklagte in Untersuchungshaft sitzt.

Der Verteidiger Gerhard Prengel sagt am Rande des Prozesses, die Finanzgeschäfte etwa mit Kryptowährungen, Rohstoffen, Währungsschwankungen und Optionen seien mit Hunderten Mitarbeitern weltweit gelaufen. Zwei der mutmaßlich betrügerischen Chefs seien in Koblenz angeklagt, ein dritter sei flüchtig. Hauptverantwortliche hätten «rechtzeitig Festplatten vernichtet».

Der Vorsitzende Richter Thomas Metzger muss sich anfangs um ein ganz anderes Problem kümmern: Einer der Dolmetscher erweist sich als ungeeignet, weil er trotz Aufforderung nicht übersetzte. «Den Herrn hier entlassen wir», sagt Metzger. «So geht das nicht.»

Der 61-jährige Geschädigte aus NRW sagt in einer Pause des vorerst bis zum 29. Dezember terminierten Prozesses: «Ich kriege heute noch Anrufe aus der Schweiz, aus Luxemburg und England: "Ihre Plattform ist kaputt gegangen. Wir können Ihnen aber Ihr Geld zurückholen."»


Bildnachweis: © Thomas Frey/dpa
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