26. Oktober 2022 / News aus der Welt

Milchersatz aus Hafer und Co. - gesund und nachhaltig?

Die Auswahl an Milchalternativen ist riesig, geworben wird mit Gesundheit und Klimaschutz. Die einzelnen Sorten werden von Experten allerdings unterschiedlich bewertet.

Die Auswahl an pflanzlichen Milchalternativen - etwa aus Hafer - ist vielfältig.
von Isabell Scheuplein, dpa

Muffige Sojamilch war gestern, heute versprechen Hafer- oder Erbsendrinks in Barista-Edition leckeren Schaum für den Cappuccino. Pflanzliche Alternativen zur Kuhmilch haben den Aufstieg aus der Reformhaus-Nische geschafft.

Im Supermarktregal reihen sich zahlreiche Sorten aneinander, neben Mandel-, Reis- und Kokosnussmilch warten dort auch Sorten aus Cashew- oder Haselnüssen, Hirse, Dinkel, Roggen, Buchweizen und Sonnenblumenkernen auf Käuferinnen und Käufer. Die pflanzlichen Varianten werben unter anderem mit Tierwohl und Klimaschutz. Sie seien «besser für den Planeten», «rein und pflanzlich» und «besonders nachhaltig». Die Frage, ob der ökologische Fußabdruck der Drinks kleiner ist als der von Kuhmilch, ist mehrfach untersucht worden.

Die Alternativen schneiden dabei meist deutlich besser ab. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kam mit Blick auf 71 Pflanzendrinks zum Schluss, dass deren Produktion deutlich weniger Umweltbelastung verursache als die konventionelle Milcherzeugung. Die Treibhausgasemissionen betrügen etwa ein Viertel bis die Hälfte der Werte von Kuhmilch. Dies gelte insbesondere, wenn die Zutaten aus europäischer Produktion kämen. Zudem seien die Drinks - als «Milch» darf nur das Original bezeichnet werden - tierfreundliche Alternativen.

Bemängelt wurde, dass auf vielen Packungen Angaben zur Klimabilanz fehlten. Der Anbau von Mandeln benötige zudem viel Wasser, weshalb in diesem Punkt die Bilanz schlechter ausfallen könne als bei Kuhmilch, erklärten die Verbraucherschützer. Angaben zum Wasserverbrauch können stark schwanken, je nach Anbaugebiet und eingesetztem Bewässerungssystem beispielsweise. Das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu) ermittelte 2020 bei dem Kriterium für Sojamilch einen schlechteren Wert als für Kuhmilch.

Milch nicht alleiniger Proteinlieferant

Bei der Frage von Nachhaltigkeit zentral ist der CO2-Fußabdruck eines Lebensmittels. Er gibt die Menge an Treibhausgasen an, die die Produktion und der Transport eines Kilogramms verursacht. Die Ifeu-Untersuchung ermittelte für Dinkel-, Hafer- und Mandeldrink einen Wert von 0,3, für Sojadrink von 0,4. Deutlich mehr der klimaschädlichen Gase erzeugte die Milch-Produktion: Kuhmilch kam auf 1,4 und Bio-Kuhmilch auf 1,7.

Das Umweltbundesamt (UBA) rät allgemein zum Konsum von pflanzlichen Alternativen. Deren Ökobilanz sei besser als die von Kuhmilch, wenn man Kriterien wie Emission von Treibhausgasen und Flächenbedarf betrachte, sagt Anne Klatt vom UBA. Zu empfehlen seien vor allem Drinks aus Getreide, also Hafer oder Dinkel. Milch aus Mandeln dagegen würde sie sparsamer konsumieren, da diese in der Regel aus Regionen stammen, die von Wasserknappheit betroffen sind, sagt Klatt.

Eine sinkende Nachfrage nach Kuhmilch könne positive Auswirkung auf deren Herstellung haben. Etwa, indem das zu einem höheren Prozentsatz von Kühen führen könne, die auf der Weide stünden. Das Argument, dass Kuhmilch mehr Protein habe und man deshalb von den Alternativen mehr trinken müsse, um auf denselben Gehalt zu kommen, weist Klatt zurück: «Für die Proteinversorgung stehen andere gesunde und umweltverträgliche Lebensmittel, insbesondere Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide, zur Verfügung.»

Weniger Kalorien, mehr Ballaststoffe

Bei der Frage, ob die im Schnitt teureren Pflanzendrinks gesünder sind, gibt es Für und Wider. Beim Nährstoffgehalt seien sie nicht mit Kuhmilch zu vergleichen, sagt die Ernährungsexpertin Silvia Monetti von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Denn die Milch der Kühe solle ja eigentlich den vollständigen Tagesbedarf heranwachsender Kälber decken.

Beim Proteingehalt komme am nächsten Sojadrink heran, auch andere Extrakte aus Hülsenfrüchten wie Erbsen oder Lupinen lieferten mehr Protein als diejenigen aus Getreide.

Die pflanzlichen Alternativen enthielten zudem weniger Kalorien sowie gesunde Ballaststoffe und seien cholesterinfrei, erklärte Monetti. Sie verweist auch auf Produkte, die mit Vitaminen, Mineralstoffen wie Calcium und Spurenelementen angereichert seien. Diese seien insbesondere für Kinder und Jugendliche sowie Menschen zu empfehlen, die sich vegan ernährten.

Da einigen Pflanzendrinks allerdings Aromastoffe, Stabilisatoren, Emulgatoren und Zucker zugesetzt würden, sollte vor dem Kauf die Zutatenliste studiert werden. Und die Nährwerttabelle verdiene Beachtung: Auch nicht zusätzlich gesüßte Hafer- oder Reisdrinks enthielten Zucker, der bei der Herstellung aus der enthaltenen Stärke entstehe.


Bildnachweis: © Sina Schuldt/dpa
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