31. Oktober 2023 / News aus der Welt

Ermittlungen nach Gerüstunfall mit vier Toten

Warum krachte ein Baugerüst in der Hamburger Hafencity in sich zusammen? Wie kam es zu dem Unglück mit mehreren Toten? Klar scheint: Es dürfte lange dauern, bis Gewissheit herrscht.

Das Gerüst fiel laut Feuerwehr aus dem achten Obergeschoss ins Untergeschoss.
von Thomas Kaufner, Benjamin Haller und Bernhard Sprengel, dpa

Nach dem Unglück auf einer Großbaustelle in der Hamburger Hafencity mit vier Toten und einem Schwerstverletzten sind am Dienstag die Ermittlungen zur Unglücksursache fortgesetzt worden. Spezialisten des Landeskriminalamts haben laut Polizei die Federführung übernommen. Allerdings können die Ermittlungen erst im vollen Umfang beginnen, wenn die schwierigen Bergungsarbeiten abgeschlossen sind.

«Unsere staatliche Bauaufsicht ist mit mehreren Baustelleninspektoren vor Ort, um die Einsatzkräfte bei der Ermittlung der Unfallursache zu unterstützen», erklärte Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) am Montagnachmittag.

Was ist passiert?

Am Montagmorgen war nach ersten Erkenntnissen ein Baugerüst in einen Fahrstuhlschacht gestürzt. Vier Arbeiter kamen nach Angaben der Feuerwehr ums Leben, einer wurde lebensgefährlich verletzt. Der Mann war noch am Montag in der Asklepios-Klinik St. Georg notoperiert worden. Sein Zustand ist angesichts multipler Verletzungen immer noch sehr kritisch, wie dpa aus informierten Kreisen erfuhr.

Bei drei der fünf Opfer handelt es sich nach Angaben der Polizei um Albaner. Die Personalien zweier Todesopfer und des Schwerstverletzten seien gesichert, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag der dpa. Bei den beiden anderen Todesopfern stehe die Feststellung der Personalien noch aus. Es gebe aber keine Hinweise, dass es sich um Bulgaren handele. Damit korrigiert die Polizei Angaben der Stadtentwicklungsbehörde, die am Montag entsprechendes mitgeteilte hatte.

Viertes Todesopfer von Gerüstteilen begraben

Das vierte Todesopfer ist mittlerweile geborgen worden. Nach über 35 Stunden sei der «schwierige und kräftezehrende» Einsatz seit Dienstagabend beendet, teilte die Feuerwehr mit. Eine Spezialeinheit der Höhenrettung konnte demnach in den Abendstunden zu dem letzten in den Trümmern verbliebenen Arbeiter vordringen. Der Leichnam sei für weitere Untersuchungen in das Institut für Rechtsmedizin gebracht worden.

Warum das Gerüst zusammenbrach, dürfte noch längere Zeit unklar bleiben. Ein Polizeisprecher wollte keine Angaben machen, wann mit einer Aufklärung der Unglücksursache zu rechnen ist. Ein Feuerwehrsprecher sagte, auf der Plattform hätten auch Baumaterialien gelegen, die mit in die Tiefe stürzten. Medienberichte, wonach womöglich eine Überlastung der Plattform zum Zusammenbruch des Gerüstes führte, wollte der Sprecher zunächst nicht kommentieren.

Komplizierte Rettungsarbeiten

Das Gerüst fiel laut Feuerwehr aus dem achten Obergeschoss ins Untergeschoss, Trümmerteile ragten bis ins zweite Obergeschoss. Die Rettungsarbeiten am Montag waren kompliziert: Höhenretter und ein Technischer Zug der Freiwilligen Feuerwehr waren über Stunden im Einsatz. Die Schwierigkeit bestand laut Feuerwehr darin, dass die Rettungskräfte viele Gerüstteile sichern und sich zugleich Stockwerk für Stockwerk nach unten vorarbeiten mussten. Der Einsatzleiter beschrieb den Trümmerberg als «Riesen-Mikado» aus Gerüststangen.

Auf der Baustelle arbeiteten regulär etwa 1400 Arbeiter, am Montag - wegen des Reformationstages am Dienstag in Hamburg ein Brückentag - seien es aber nur gut 700 gewesen, sagte der Feuerwehrsprecher. Nach dem Unglück wurde das Gebäude gesperrt, alle dort Beschäftigten mussten den Bereich verlassen. Zur Betreuung der Einsatzkräfte und Augenzeugen wurden Notfallseelsorger hinzugerufen. Auch ein Kriseninterventionsteam war im Einsatz.

Das Überseequartier ist Teil der Hafencity, die als Europas größtes innerstädtisches Stadtentwicklungsvorhaben gilt. Auf dem 14 Hektar umfassenden Gelände an der Elbe entstehen ein großes Einkaufszentrum mit vielen Geschäften, Gastronomie, Entertainment, Büros, ein Kreuzfahrtterminal, Hotels und mehr als 1000 Wohnungen.

Auf den Baustellen der Hafencity hat es bereits mehrfach schwere Unfälle gegeben. Erst am 2. September waren vier Arbeiter bei einem ähnlichen Unfall an einer Baustelle an den Hamburger Elbbrücken - unweit der Hafencity - teils lebensbedrohlich verletzt worden.


Bildnachweis: © Bodo Marks/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Wiedenbrück on Ice vom 23.11 - 31.12!
Veranstaltung

Die faszinierende Welt des Eislaufens und viele weitere Angebote

weiterlesen...
Gehobener Blödsinn im KleinKunst-SixPack
Veranstaltung

„Keine Zeit für Pessimismus“ in die Stadthalle Rheda-Wiedenbrück

weiterlesen...
Die Johannes Lübbering GmbH sucht Deine Unterstützung!
Job der Woche

Starte jetzt Deine Karriere in Herzebrock Clarholz

weiterlesen...

Neueste Artikel

Spendengala: Den stärksten Moment schafft eine 102-Jährige
News aus der Welt

Viele Stars und aufgeweckte Kids sollen der TV-Gala «Ein Herz für Kinder» die Leichtigkeit einer Unterhaltungsshow verleihen. Aber es sind dann doch die schweren Themen, die im Gedächtnis bleiben.

weiterlesen...
Fischer prangern «Aal-Gemetzel» bei Hochrhein-Kraftwerk an
News aus der Welt

Tausende verendete Aale treiben jeden Winter im Hochrhein, verstümmelt von den Kraftwerksturbinen. Schweizer Fischer pochen dringend auf Maßnahmen. Und kritisieren die Aalfischerei im Bodensee.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Spendengala: Den stärksten Moment schafft eine 102-Jährige
News aus der Welt

Viele Stars und aufgeweckte Kids sollen der TV-Gala «Ein Herz für Kinder» die Leichtigkeit einer Unterhaltungsshow verleihen. Aber es sind dann doch die schweren Themen, die im Gedächtnis bleiben.

weiterlesen...
Fischer prangern «Aal-Gemetzel» bei Hochrhein-Kraftwerk an
News aus der Welt

Tausende verendete Aale treiben jeden Winter im Hochrhein, verstümmelt von den Kraftwerksturbinen. Schweizer Fischer pochen dringend auf Maßnahmen. Und kritisieren die Aalfischerei im Bodensee.

weiterlesen...