7. Dezember 2024 / News aus der Welt

Einfühlsame Worte statt Beruhigungsspritzen

Bei psychiatrischen Notfällen greifen Notärzte laut einer Studie eher zur Spritze. Notärztinnen dagegen setzen mehr auf Empathie anstatt auf Beruhigungsmittel.

Geht es um Einweisungen gegen den Willen der Patientinnen und Patienten in ein Krankenhaus, gibt es keine Unterschiede zwischen Ärztinnen und Ärzten (Symbolfoto).
von dpa

Notärztinnen vertrauen bei der Behandlung psychiatrischer Notfälle anscheinend eher auf eine emphatische Patientenansprache als ihre männlichen Kollegen. Diese greifen einer Studie zufolge eher zur Beruhigungsspritze. Die Untersuchung zeigt, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Behandlung psychiatrischer Notfälle gibt. 

Allerdings unterscheiden sich Ärztinnen und Ärzte bei einschneidenden Entscheidungen nicht voneinander, etwa wenn es um Einweisungen gegen den Willen der Patientinnen und Patienten geht. Die Studie des Teams um Benedikt Schick vom Universitätsklinikum Ulm wurde im Fachjournal «BMC Emergency Medicine» veröffentlicht.

Notärztinnen setzen bei psychiatrischen Notfällen auf Empathie 

Für die Studie wurden 2.882 Protokolle von Notarzteinsätzen mit psychiatrischer Indikation aus den Jahren 2015 bis 2021 analysiert. Die statistische Auswertung ergab, dass männliche Notärzte in psychiatrischen Notfallsituationen mehr als doppelt so häufig intravenöse Hypnotika verabreichten als ihre Kolleginnen. 

Gerade bei Angst- oder Panikstörungen griffen Notärztinnen gegenüber ihren männlichen Kollegen deutlich seltener auf Spritzen zurück. Während Notärzte also eher auf die Wirkung einer Injektion setzten, legten Notärztinnen den Daten zufolge den Fokus mehr auf eine empathische Patientenansprache. 

Außerdem gab es Hinweise darauf, dass die Frauen nach Abwägung der Vor- und Nachteile häufiger auf die Messung von etwa Blutdruck und Puls verzichteten, um mögliche Eskalationen zu verhindern. Denn medizinische Handlungen, selbst wenn sie nur dazu dienen, wichtige Körperfunktionen zu prüfen, werden von psychiatrischen Patientinnen und Patienten in manchen Fällen als übergriffig empfunden. 

Gleich häufig Einweisungen

Keine geschlechterbedingten Unterschiede gab es bei der Häufigkeit der Durchsetzung einer notwendigen Krankenhausaufnahme gegen den Willen des Patienten. Doch männliche Notärzte griffen auch dabei häufiger zur Spritze und verabreichten ein Hypnotikum. 

«Die Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus gegen den Patientenwillen in Kombination mit der erzwungenen Verabreichung von Psychopharmaka zur Beruhigung, Sedierung und Betäubung sind für den Betroffenen als Maximaleskalation der Intervention zur sehen und bedeuten massive Eingriffe in die Integrität der Personen», sagt Erstautor Schick, Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Solche Maximalinterventionen waren bei Notärztinnen seltener.

Etwa zwei Drittel der Notfallpatienten und -patientinnen wurden nach der notärztlichen Intervention stationär aufgenommen, und von diesen kam ein Fünftel direkt in die psychiatrische Akutbehandlung. Der häufigste Grund für die Einsätze waren Vergiftungen mit Alkohol oder anderen Drogen.


Bildnachweis: © Tim Vogel/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Ihre Nachrichten fehlen auf der Rheda-Wiedenbrück App? 

Meistgelesene Artikel

Hofladen Kuhre bringt regionalen Genuss nach Herzebrock-Clarholz
Wusstest du das?

Frische Vielfalt direkt vom Feld – ein Traditionsbetrieb stellt sich vor

weiterlesen...
«Ohne Vorwarnung»: Imam in Indonesien überlebt Pythonattacke
News aus der Welt

Ein religiöser Führer wollte auf Sulawesi nur Feuerholz sammeln und wäre beinahe im Bauch einer Python gelandet. Er hat überlebt - aber tödliche Angriffe der Würgeschlangen häufen sich.

weiterlesen...
24-Stunden-Betreuung aus Rheda-Wiedenbrück
Beratung und Hilfe

Individuelle Betreuung – Zuhause statt Pflegeheim mit altdaheim24

weiterlesen...

Neueste Artikel

Verbände: Nach Ozeankonferenz entschiedenes Handeln nötig
News aus der Welt

Fünf Tage lang wurde bei der UN-Ozeankonferenz über Meeresschutz beraten. Umweltschutzorganisationen loben einige Signale. Sie haben aber auch eine klare Forderung.

weiterlesen...
Nach gemeinem Teddy-Diebstahl: Leute bieten Ersatzbären an
News aus der Welt

Seit mehr als einer Woche sucht ein 45-Jähriger in der Hauptstadt seinen Teddy. Der Diebstahl geht ihm nahe, weil das Plüschtier ein Geschenk seiner verstorbenen Mutter war. Besteht noch Hoffnung?

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Verbände: Nach Ozeankonferenz entschiedenes Handeln nötig
News aus der Welt

Fünf Tage lang wurde bei der UN-Ozeankonferenz über Meeresschutz beraten. Umweltschutzorganisationen loben einige Signale. Sie haben aber auch eine klare Forderung.

weiterlesen...
Nach gemeinem Teddy-Diebstahl: Leute bieten Ersatzbären an
News aus der Welt

Seit mehr als einer Woche sucht ein 45-Jähriger in der Hauptstadt seinen Teddy. Der Diebstahl geht ihm nahe, weil das Plüschtier ein Geschenk seiner verstorbenen Mutter war. Besteht noch Hoffnung?

weiterlesen...