5. September 2022 / News aus der Welt

Die Königinnenmacher vom Schaalsee

Vom Schaalsee in Norddeutschland aus werden Bienenköniginnen ins In- und Ausland versandt. Die Nachfrage wächst, denn Imkern liegt im Trend.

Bienen in einem Begattungskasten im Bienenzuchtzentrum Bantin. Die Bienenkönigin trägt ein Plättchen samt Zuchtbuchnummer.
von Iris Leithold, dpa

Ein Königinnenzüchter braucht Fingerspitzengefühl. Unter etwa 100 Bienen im sogenannten Begattungskasten gilt es, die wenige Tage junge Königin zu finden und herauszufischen. Mit bloßen Händen holt im Bienenzuchtzentrum Bantin am Schaalsee in Mecklenburg ein Mitarbeiter die Gesuchte vorsichtig aus dem Kasten. Die anderen Bienen nehmen den Verlust nicht schwer. «Sie merken das erst nach 24 Stunden», sagt Betriebsstellenleiter Hilger Jagau. Noch rasch sechs Begleitbienen zur Versorgung der Königin herausgefischt, alle in ein Gitterkästchen aus Plastik gesetzt und in einen mit Luftlöchern versehenen Briefumschlag gesteckt.

So beginnt die Reise einer jungen Bienenkönigin zu ihrem Volk - per Post. Ein wassergetränkter Wattebausch sorgt dafür, dass die kleine Gruppe bis zu 14 Tage im Reisekästchen überleben kann, sagt Jagau. Er hat Erfahrung: Allein in diesem Jahr versenden die sechs Mitarbeiter von Bantin aus mehr als 1500 Königinnen an Imker im In- und Ausland.

Bundesweit mehr als 1,1 Millionen Bienenvölker

Die Nachfrage nimmt zu, seit das Imkern in der Bundesrepublik wieder in Mode ist. Nach jahrzehntelangem Tief verzeichnet der Deutsche Imkerbund seit 2017 eine stetig wachsende Zahl von Imkereien. Aktuell gibt es nach Schätzungen des Verbandes bundesweit rund 170.000 Imker mit mehr als 1,1 Millionen Bienenvölkern.

Verbandspräsident Torsten Ellmann will dabei nicht von einer Mode sprechen. Er sieht in dem Trend ein Zeichen für ein bewussteres Umgehen mit der Natur, wie der Imker aus Pasewalk in Vorpommern sagt. «Wir haben weiter Zuwachs an Imkerinnen und Imkern und sie werden jünger», freut er sich. Das Durchschnittsalter liege derzeit bei 55 Jahren.

Bienenzuchtzentren wie das in Bantin seien wichtig für die Imkerei, obwohl auch jeder Bienenhalter seinem Nachbarn einfach eine Königin abgeben könne. In den Zentren würden regional angepasste Linien gezüchtet und es werde bei der Zuchtauswahl auf gefragte Merkmale geachtet, wie Sanftmut und guten Honigertrag.

Weniger anfällig für den Befall von Parasiten

Im Bantiner Zentrum, das nach Worten des Verbandspräsidenten zu den großen Züchtern in Deutschland zählt, konzentrieren sie sich auf die die Honigbienenrasse Carnica, wie Leiter Jagau sagt. «Sie stammt ursprünglich aus dem südlichen Alpenraum und damit aus einem warmen, im Sommer trockenen Klima, das wir hier auch bekommen.» Sie brüte nicht das ganze Jahr durch, dadurch sei ihr Volk weniger anfällig für den Befall von Parasiten wie die gefürchtete Varroamilbe. Die Bantiner Züchter lassen zudem ihre Zuchtlinien jedes Frühjahr auf Viren testen.

Das Zuchtzentrum in Bantin ist nach Angaben des Agrarministeriums in Schwerin bundesweit das einzige, das vom Landesimkerveband betrieben wird. «In anderen Bundesländern werden Aufgaben, wie sie Bantin erfüllt, von Instituten, Universitäten oder Landesanstalten wahrgenommen», sagt eine Ministeriumssprecherin. Jenseits der Zucht beraten die Mitarbeiter Imker und solche, die es werden wollen.

Aktuell gibt es dem Ministerium zufolge allein in Mecklenburg-Vorpommern etwa 3200 Imker mit rund 30.000 Bienenvölkern. Dieses Jahr liefere jedes Volk im Schnitt 34 Kilogramm Honig. Dies entspreche fast dem Vorjahresniveau. Trockenheit und Hitze in diesem Sommer hätten sich nicht negativ bemerkbar gemacht.

Im Begattungskasten in Bantin geht die Bienenzucht unterdessen von vorne los. Jagaus Mitarbeiter setzen eine besondere Zelle in eine Wabe ein, in der eine neue Königin heranwächst. Diese schlüpft nach ein bis zwei Tagen und wird von männlichen Bienen, den Drohnen, begattet. Ist sie groß genug, kann auch sie auf die Reise zu ihrem neuen Volk gehen. Experten empfehlen, Bienenköniginnen alle paar Jahre auszuwechseln, denn ihre Legeleistung gehe mit der Zeit zurück.


Bildnachweis: © Ulrich Perrey/dpa
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