24. Oktober 2021 / News aus der Welt

Nach Tod von Kamerafrau: Trauer und Verunsicherung

Große Trauer und Entsetzen: Nachdem Filmstar Alec Baldwin versehentlich eine Kamerafrau mit einer Requisitenwaffe erschoss, ist vieles unklar. In Hollywood wird nun diskutiert.

In Albuquerque, USA, erinnern Kerzen an die verstorbene Kamerafrau Halyna Hutchins.
von Barbara Munker, Vivian Chang und Christian Fahrenbach, dpa

Auch Tage nach dem tödlichen Schuss aus einer Requisitenwaffe bei einem Filmdreh bleibt vieles an dem Unglück unklar.

Am Donnerstag war die Kamerafrau Halyna Hutchins am Set des Westerns «Rust» in Santa Fe (New Mexico) angeschossen worden und später im Krankenhaus gestorben. Es gab am Sonntag zunächst weiter keine von der Polizei bestätigten Details, warum sich aus der von Filmstar Alec Baldwin abgefeuerten Waffe ein tödlicher Schuss lösen konnte. Die Trauer über den Vorfall dauerte an und der Schauspieler bot der Familie und den Ermittlern breite Unterstützung an. Viele in der Branche diskutierten aber auch schlechte Produktionsbedingungen.

Gedenken an Getötete

Am Samstagabend (Ortszeit) kamen Hunderte auf einem Stadtplatz im Zentrum von Albuquerque zusammen, rund 100 Kilometer von Santa Fe entfernt. Sie erinnerten an die Getötete und forderten eine genaue Aufarbeitung der Geschehnisse sowie bessere Sicherheitsvorkehrungen.

Der Regieassistent, der die Requisitenwaffe an Baldwin übergab, glaubte nach seiner Aussage, die Waffe enthalte keine Munition, zitierten der Fernsehsender CNN und sein lokaler Partnersender KOAT aus einem Polizeibericht. Als aber der Hollywood-Star Baldwin (63) die Waffe am Donnerstag abfeuerte, kam es zu dem Schuss. Laut dem Bericht wurde die 42-jährige Chef-Kamerafrau Hutchins in die Brust getroffen und erlitt tödliche Verletzungen. Der hinter ihr stehende Regisseur Joel Souza (48) wurde in der Schulter getroffen und ins Krankenhaus gebracht, ist aber inzwischen wieder entlassen.

«Wir haben uns diesen Unglück als Branche selbst zugefügt», sagte ein namentlich nicht genannter Produzent dem Branchenmagazin «Variety». Wegen des boomenden Bedarfs an Filmen und Serien durch neue Streaming-Angebote und immer mehr Sender sei es schwierig, erfahrene Fachleute für Sicherheit und andere Arbeiten am Set zu engagieren.

Nach einem Bericht der «Los Angeles Times» sollen sich Mitarbeiter am Set über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen beschwert haben. Die Zeitung schrieb unter Berufung auf ungenannte Quellen, mehrere Mitarbeiter der Kamera-Crew hätten wenige Stunden vor dem tödlichen Vorfall aus Protest gegen die Arbeitsbedingungen den Drehort verlassen. Die in Hollywood üblichen Sicherheitsprotokolle seien nicht strikt befolgt worden, und auch versehentlich ausgelöste Schüsse habe es bereits gegeben, hieß es.

Kritik am Regieassistenten

Auch an dem Regieassistenten gab es Kritik. Es sei seine Aufgabe gewesen, die Waffe noch einmal abschließend zu prüfen, bevor er sie Baldwin übergeben habe, sagten Crewmitglieder der Nachrichtenseite «Daily Beast». US-Medien blickten zudem auf die 24 Jahre alte Waffenmeisterin, die für die ordnungsgemäße Handhabung aller Waffen am Set zuständig war. «Rust» war erst der zweite Film, an dem sie in dieser Funktion beteiligt war.

Die Produktionsfirma Rust Movie Productions wies die Vorwürfe zurück. Es seien keine offiziellen Beschwerden über die Sicherheit von Waffen oder Requisiten am Set bekannt gewesen, zitierte die «New York Times» aus einer Mitteilung. Während des Produktionsstopps werde man jedoch die eigenen Abläufe intern überprüfen.

Die Dreharbeiten zu dem Low-Budget-Western, bei dem Baldwin auch als Produzent mitwirkte, hatten Anfang Oktober auf der Bonanza Creek Ranch begonnen und sind nach dem Unfall unterbrochen worden.

Zu den Umständen des Todes von Halyna Hutchins und dem Projektil gebe es offene Fragen, hatte die Polizei in Santa Fe bereits am Freitagabend (Ortszeit) der Deutschen Presse-Agentur mitgeteilt. Die Ermittler hätten den Drehort des Westerns durchsucht. Unklar war weiter, um welche Art Munition oder welche Fehlfunktion der Requisite es sich bei dem tödlichen Schuss handelte. «Wir haben noch keine Details zur Patrone, die in der Waffe war», hatte der Polizeisprecher erklärt. Bis Sonntag gab es dazu zunächst keine weiteren Erklärungen.

«Es gibt keine Worte, um den Schock und die Trauer auszudrücken angesichts des tragischen Unfalls, der das Leben von Halyna Hutchins beendet hat», hatte Baldwin am Freitag auf Twitter geschrieben. «Ich kooperiere vollkommen mit der polizeilichen Untersuchung, um herauszufinden, wie diese Tragödie geschehen konnte», hatte der Hollywood- und TV-Star hinzugefügt. Am Samstag veröffentlichte die Boulevardzeitung «New York Post» Fotos, auf denen Baldwin den Ehemann der Getöteten auf einem Hotelparkplatz in Santa Fe umarmt. Laut der Zeitung sollen sie gemeinsam gefrühstückt haben.

Schwere Verletzungen am Set durch Filmwaffen sind sehr selten, aber kamen schon öfter vor. 1984 starb der Schauspieler Jon-Eric Hexum, als er sich am Set der Serie «Cover Up» aus Spaß eine Waffe mit Platzpatronen an den Kopf hielt und abdrückte. 1993 starb beim Dreh von «The Crow» der Schauspieler Brandon Lee durch ein nicht aus einer Waffe entferntes und dann ausgelöstes Patronenteil.

Auf dem von Lees Familie eingerichteten Twitter-Gedenk-Account hieß es jetzt: «Unser Mitgefühl geht an die Familie von Halyna Hutchins, an Joel Souza und an alle Betroffenen bei «Rust». Niemand sollte jemals durch eine Waffe an einem Filmset sterben. Punkt.»


Bildnachweis: © Jae C. Hong/AP/dpa
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