14. Dezember 2022 / News aus der Welt

Corona-Impfung: Kein Anstieg von Todesfällen abzuleiten

Impfgegner versuchen, die gestiegene Übersterblichkeit mit der Covid-Impfung in Verbindung zu bringen. Dabei steckt hinter falschen Schlussfolgerungen aus Ärztedaten ein Methoden-Fallstrick.

Es wird behauptet, dass der Anstieg plötzlicher Sterbefälle und solcher mit unklarer Todesursache mit dem Start der Corona-Impfkampagne zusammenhänge.
von Veronika Völlinger, dpa

Das Coronavirus und seine Auswirkungen sind längst nicht abschließend erforscht. Das macht es einfach, Falschinformationen und Fehlinterpretationen zu verbreiten.

Nun sollen Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) angeblich zeigen, dass es vom ersten Quartal 2021 an deutlich mehr plötzliche Sterbefälle und solche mit unklarer Todesursache gegeben habe als in den Vorjahren. Die AfD-Bundestagsfraktion stellt bei ihrer Veröffentlichung der Daten eine Verbindung zum Start der Corona-Impfkampagne her. In sozialen Medien formulieren Impfgegner daraufhin schwere Anschuldigungen. Dabei geben die Daten nicht annähernd etwas in dieser Richtung her.

Behauptung: Daten der KBV zeigen einen Anstieg plötzlicher Sterbefälle und solcher mit unklarer Todesursache. Dieser hänge mit dem Start der Corona-Impfkampagne zusammen.

Bewertung: Falsch.

Fakten: Die KBV sammelt Daten darüber, wie oft niedergelassene Ärzte bestimmte Diagnosecodes abrechnen. Doch aus den nun herangezogenen Daten lässt sich kein Anstieg bestimmter Todesursachen ablesen.

Dass es auf den ersten Blick dennoch so wirkt, sei eine Folge der Datenauswertung, schreibt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI), das die Daten der Kassenärzte erforscht. «Die Aufregung um möglicherweise gestiegene Todesfälle 2021 entbehrt jeder Grundlage», teilte der Vorstandsvorsitzende des ZI, Dominik von Stillfried, mit.

Der scheinbare Anstieg sei «eine logische Konsequenz der Datenauswahl und methodisch als Kohorten-Effekt bekannt», so von Stillfried. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Sichert habe Abrechnungsdaten der KBV für bestimmte Gruppen von Versicherten angefordert- und zwar nach folgendem Auswahlkriterium: Versicherte, die im Jahr 2021 einen Arzt besucht haben.

Diese Versicherten konnten in den Jahren davor gar nicht für Diagnosecodes zur Abrechnung eines Todesfalls sorgen. Aus einem ganz einfachen Grund: Sie lebten ja noch - und besuchten eben erst 2021 einen Arzt, der dies bei der Krankenkasse abrechnete.

Dass dennoch in den KBV-Daten Kodierungen für Todesfälle in den Jahren vor 2021 in einigen Fällen vorkommen, könne nur an einem «Fehler bei der Eingabe oder Übertragung» liegen, so ZI-Vorstand von Stillfried.

Um tatsächlich einen aussagekräftigen Vergleich ziehen zu können, müsste sich der Datensatz auf die Grundgesamtheit aller gesetzlich Versicherten beziehen. Einen solchen Vergleich hat das ZI nun selbst veröffentlicht: Er zeige für die Jahre 2012 bis 2022 «keine Auffälligkeiten für die einzelnen von der AfD hervorgehobenen Diagnoseschlüssel». Soll heißen: Ärztliche Abrechnungen wie etwa für einen plötzlichen Herztod seien über die Jahre nicht auffällig angestiegen.

Auch KBV-Vorstand Andreas Gassen weist Sicherts falsche Deutung der Ärzte-Daten zurück: Diskussionen und Debatten müssten sein, aber nicht, indem in Zahlen etwas hineininterpretiert werde, was sie nicht hergäben.

Derzeit beobachtet das Statistische Bundesamt tatsächlich wieder eine erhöhte Übersterblichkeit. Diese könne nicht mehr vorrangig mit Corona-Todesfällen erklärt werden. Zu weiteren Ursachen legt sich die Behörde aber nicht fest und verweist auf erst später vorliegende Ergebnisse der Todesursachenstatistik.

Keine Belege gibt es für die Behauptung, dass die derzeit wieder gestiegene Übersterblichkeit auf Impfungen zurückgehen könnte. Im Gegenteil: Die Impfung trägt dazu bei, Todesfälle zu verhindern. An der Einschätzung ihrer Sicherheit hat das zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) nichts geändert. Nach Erkenntnissen der Medizin ist das Risiko einer Nebenwirkung äußerst gering.

Daten der Kassenärzte waren bereits in der Vergangenheit dazu benutzt worden, eine vermeintlich unerkannte Gefährlichkeit der Corona-Impfung zu belegen. Auch dabei handelte es sich um Fehldeutungen - etwa weil übliche harmlose Impfreaktionen mit stärker beeinträchtigenden Nebenwirkungen vermischt wurden.


Bildnachweis: © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Ihre Nachrichten fehlen auf der Rheda-Wiedenbrück App? 

Meistgelesene Artikel

Mit LIFEWERK gesund in das neue Jahr starten!
Partner News

Individuelles Coaching und Ernährungsberatung in Harsewinkel

weiterlesen...
Nach 33 Jahren verlässt Heidi Grabe „ihr“ Abenteuerland
Lokalnachrichten Rheda-Wiedenbrück

Zum Abschied viele Dankesworte für langjährige Leiterin der DRK-Kita/Nachfolgerin Carolin Duhme

weiterlesen...
Null Alkohol, 100% Geschmack – Entdecke jetzt die alkoholfreie Vielfalt von Hohenfelder!
Good Vibes

Erfrischend, nachhaltig, unverkennbar: Alkoholfreie Biere von Hohenfelder aus Langenberg – perfekter Genuss für jeden Moment

weiterlesen...

Neueste Artikel

Beben erschüttert Portugal - «viel Angst», aber keine Opfer
News aus der Welt

In weiten Teilen Portugals bebt plötzlich die Erde. Die Menschen kommen mit dem Schrecken davon.

weiterlesen...
3,4 Millionen Euro weniger allgemeine Kreisumlage, 5 Millionen weniger Jugendhilfeumlage als ursprünglich kalkuliert
Kreis Gütersloh

Gütersloh. Die Kreistagspolitikerinnen und -politiker haben am Montag, 17. Februar, den Haushalt 2025 mehrheitlich...

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Beben erschüttert Portugal - «viel Angst», aber keine Opfer
News aus der Welt

In weiten Teilen Portugals bebt plötzlich die Erde. Die Menschen kommen mit dem Schrecken davon.

weiterlesen...
Braunbär greift in der Slowakei Familie mit Kindern an
News aus der Welt

Ein Elternpaar wandert mit seinen zwei Kindern durch einen Wald in der Slowakei. Da greift ein Braunbär an, den die Familie offenbar überraschte.

weiterlesen...