24. Juni 2024 / News aus der Welt

1,3 Kilometer sind nicht «wenige Gehminuten» zum Strand

Wenn ein Hotel sich 1,3 Kilometer vom Strand befindet, sind das dann wenige Gehminuten? Mit dieser Frage befasste sich das Amtsgericht München - und kam zu einer eindeutigen Antwort.

Ein Gericht in München hat entschieden, dass 1,3 Kilometer nicht «wenige Gehminuten» zum Strand» sind.
von dpa

Ein 1,3 Kilometer vom Strand entferntes Hotel befindet sich nicht «nur wenige Gehminuten von wunderschönen Stränden» - das hat das Amtsgericht München in einem Urteil entschieden. Ein Reiseveranstalter, der das Hotel trotz der Entfernung so angepriesen hatte, muss darum die Kosten für ein Ersatzhotel und Schadenersatz zahlen - insgesamt 1795 Euro. 

Geklagt hatte eine Frau, die 2022 mit ihrer neun Jahre alten Tochter nach Costa Rica gereist war und vor Ort feststellen musste, dass sich das gebuchte Boutique-Hotel, das mit den Worten «nur wenige Gehminuten von den besten Restaurants und wunderschönen Stränden […] entfernt» beschrieben wurde, tatsächlich 25 Gehminuten vom Strand entfernt befand. An der Rezeption wurde ihr mitgeteilt, sie müsse ein Taxi dorthin nehmen. 

Nach Absprache mit einer lokalen Ansprechpartnerin des Reiseveranstalters vor Ort buchte die Mutter dann ein Ersatzhotel. Diese Kosten und Schadenersatz für einen mit dem Hotelwechsel verschwendeten Urlaubstag forderte sie vom Veranstalter zurück - und bekam nun vom Gericht Recht. 

Die 1,3 Kilometer zum Strand könnten nur bei einer Gehgeschwindigkeit von etwa 15,6 Kilometern in der Stunde in fünf Minuten zurückgelegt werden. Und das sei «selbst für erfahrene Läufer ein ambitioniertes Tempo», entschied das Gericht. «Vor dem Hintergrund, dass der Beklagten bei der Reiseplanung bekannt war, dass die Klägerin mit einem neunjährigen Kind reiste - passte sie doch ihr Freizeitprogramm kindgerecht an - kann das Einhalten eines solchen Tempos nicht vorausgesetzt werden.»

Außerdem gab das Gericht zu bedenken, dass es sich bei knapp 9000 Euro für zwölf Tage (ohne Flüge) um eine «Reise im Hochpreissegment» handelte. «Die Beklagte, die selbst damit wirbt, "unvergessbare Luxusreisen" anzubieten, muss sich insofern an ihren eigenen Ansprüchen messen lassen», so das Gericht. «Nach Überzeugung des Gerichts sind jedenfalls bei einer hochpreisigen Luxusreise "wenige Gehminuten" eine Zeit, die bei normalem Gehtempo regelmäßig fünf Minuten nicht überschreitet.»


Bildnachweis: © Aaron Favila/AP/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Ihre Nachrichten fehlen auf der Rheda-Wiedenbrück App? 

Meistgelesene Artikel

Hofladen Kuhre bringt regionalen Genuss nach Herzebrock-Clarholz
Wusstest du das?

Frische Vielfalt direkt vom Feld – ein Traditionsbetrieb stellt sich vor

weiterlesen...
«Ohne Vorwarnung»: Imam in Indonesien überlebt Pythonattacke
News aus der Welt

Ein religiöser Führer wollte auf Sulawesi nur Feuerholz sammeln und wäre beinahe im Bauch einer Python gelandet. Er hat überlebt - aber tödliche Angriffe der Würgeschlangen häufen sich.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Wetter in Deutschland beruhigt sich - doch es bleibt windig
News aus der Welt

Nach einem teils chaotischen Montag mit orkanartigen Böen zeigt sich das Wetter wieder etwas freundlicher. Im Süden wird es sommerlich warm, an den Küsten warnt der DWD weiter vor Sturmböen.

weiterlesen...
Neuer Prozess gegen Star-Koch Schuhbeck startet
News aus der Welt

Alfons Schuhbeck verlor sein Gastro-Imperium und landete im Gefängnis. Jetzt startet ein neuer Prozess gegen ihn.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Wetter in Deutschland beruhigt sich - doch es bleibt windig
News aus der Welt

Nach einem teils chaotischen Montag mit orkanartigen Böen zeigt sich das Wetter wieder etwas freundlicher. Im Süden wird es sommerlich warm, an den Küsten warnt der DWD weiter vor Sturmböen.

weiterlesen...
Neuer Prozess gegen Star-Koch Schuhbeck startet
News aus der Welt

Alfons Schuhbeck verlor sein Gastro-Imperium und landete im Gefängnis. Jetzt startet ein neuer Prozess gegen ihn.

weiterlesen...