24. Oktober 2024 / Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld

Vorfahrt für Bildung

Die Kreishandwerkerschaft fordert in den aktuellen Debatten zur Haushaltspolitik der Kommunen, die Bildung zu stärken....

von Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld

Die Kreishandwerkerschaft fordert in den aktuellen Debatten zur Haushaltspolitik der Kommunen, die Bildung zu stärken. Dazu hat die Delegiertenversammlung der Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld am Montag im Brackweder Hof in Bielefeld einstimmig eine Resolution beschlossen, die sich für eine Priorisierung von Investitionen in Schulen und Bildungseinrichtungen ausspricht. „Der Raum Bielefeld-Gütersloh muss im Bildungsbereich die Nummer eins in Nordrhein-Westfalen werden“, so Kreishandwerksmeister Georg Effertz, „starke Schulen sind der Grundstein für unseren wirtschaftlichen Erfolg und den gesellschaftlichen Zusammenhalt, gerade in herausfordernden Zeiten.“

Die Resolution „Starke Schulen, starke Wirtschaft, starke Gesellschaft“ setzt konkrete Forderungen, wie die Sicherung und den nachfragerechten Ausbau von Kitas, die Stärkung der Ausbildungsreife in allgemeinbildenden Schulen, eine enge Kooperation zwischen Schulen und Berufskollegs sowie die Förderung der Mobilität von Auszubildenden.

Der Bielefelder Kreishandwerksmeister Frank Wulfmeyer betonte die Bedeutung dieser Maßnahmen: „Wir müssen dafür sorgen, dass die Schulabgänger bestens auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet sind. Das ist nicht mehr der Fall. Wir brauchen gut gebildete Schulabgänger zur Ausbildung des Fachkräftenachwuchses in den Betrieben.“

Die Resolution ist auf der Homepage der Kreishandwerkerschaft unter
www.kh-gt-bi.de/resolution-bildung zu finden. 

 

 

 

 

Resolution
Beschlossen auf der Delegiertenversammlung der Kreishandwerkerschaft am 21. Oktober 2024 in Bielefeld.

Starke Schulen, starke Wirtschaft, starke Gesellschaft

Das Handwerk im Kreis Gütersloh und der Stadt Bielefeld fordert in den haushaltspolitischen Debatten Vorrang für die Schulen. Der Raum Bielefeld-Gütersloh muss die Nummer 1 in der Bildung in NRW werden. Starke Schulen stärken den Wirtschaftsstandort und machen in herausfordernden Zeiten die Gesellschaft stark.

Konkret fordert die Kreishandwerkerschaft, dass

1. Kitas gesichert und nachfragegerecht ausgebaut werden;

2. die allgemeinbildenden Schulen die Ausbildungsreife ihrer Absolventen sicherstellen

3. alle Schulen mit den Berufsorganisationen so kooperieren, dass Schülerinnen und Schülern bei ihrer Orientierung im Ausbildungsmarkt bestmöglich unterstützt werden;

4. die Berufskollegs auf die duale Ausbildung fokussieren und Unternehmen und die Berufsorganisationen vor Ort einbinden. Die Ressourcen für Berufskollegs sind so einzusetzen, dass Bildungschancen ausgeschöpft und die angestrebte Gleichwertigkeit der beruflichen mit der akademischen Ausbildung erreicht wird;

5.die Mobilität von Auszubildenden verbessert wird.

 

Zu 1. Kitas sichern

  • Stärken wir die Jüngsten auf ihrem Weg in unser Bildungssystem! Das Personal in den Kitas fördert die individuelle Entwicklung der Kleinen und ihr soziales Miteinander. Besonders wichtig ist die frühe Sprachförderung der Kinder. Gute Erzieherinnen und Erzieher sind unverzichtbar.

  • Sie legen den Grundstein für unser durchlässiges Bildungs- und Ausbildungssystem.

  • Sie ermöglichen Erziehenden, insbesondere Müttern, die Teilhabe am Erwerbsleben. Damit sind die frühes Vorbild. Gerade im Kreis Gütersloh sind erwerbstätige Frauen weit unterrepräsentiert.

Zu 2. Ausbildungsreife herstellen

  • Die Basiskompetenzen junger Menschen sind zu stärken: Fächer wie Mathematik, Physik und sinnerfassendes Lesen müssen intensiver gefördert werden.

  • Lehrinhalte zum Verständnis technischer und wirtschaftlicher Zusammenhänge müssen gestärkt werden.

  • In allen Schulen muss es Kreativ- und Werkräume geben, in dem junge Menschen ihre Talente erproben, Zukunftsgestaltung reflektieren und mit der realen Arbeitswelt lebensnah abgleichen können. Bei den allgegenwärtigen Schulsanierungen ist das mit abzudecken.

  • Eine hohe Qualität der Ganztagsbetreuung wird sichergestellt, um die Schulleistungen und die Ausbildungsreife umfassend zu stärken.

  • Eine zeitgemäße digitale Ausstattung der Schulen ist zu sichern.

Zu 3. Kooperationen herstellen

  • Die berufliche Orientierung an weiterführenden Schulen muss personell und zeitlich ausgebaut werden.

  • Weiterführende Schulen öffnen sich breit für Ausbildungsbetriebe zur Besetzung offener Ausbildungsplätze. Dazu kooperieren sie mit den Berufsorganisationen der regionalen Wirtschaft. Patenschaften von Schulen mit einzelnen Großunternehmen verengen die Berufswahlentscheidung. Sie sind abzulehnen. Stattdessen sollen Schulen sich breit öffnen und z.B. durch Wirtschaftsbeiräte lokale Betriebe einbeziehen.

  • Mehrere, kurze Praktika müssen in allen weiterführenden Schulen eingeführt werden, auch in Gymnasien in der Jahrgangsstufe 12.

  • Die Übergänge zwischen den Schulformen werden mit Priorität auf die passgenaue Vermittlung in die duale Erstausbildung organisiert.

  • Die weiterführenden Schulen vernetzen sie sich mit Akteuren der regionalen Wirtschaft und des Handwerks in mitberatenden Wirtschaftsbeiräten.

Zu 4. Berufskollegs fokussieren

  • Die Programme der Berufskollegs werden praxisnah gestaltet. Sie wird in Zusammenarbeit mit den Berufsorganisationen von Wirtschaft und Handwerk schulübergreifend (Schulentwicklungsplanung) koordiniert.

  • Die Berufskollegs binden die Berufsorganisationen vor bei Entscheidungen über Investitionen sowie bei der zeitgemäßen Ausstattung insgesamt stärker ein.

  • Ein rechtssicherer Informationsfluss zwischen Berufskollegs und Ausbildungsbetrieben über den Leistungsstand der Auszubildenden wird hergestellt.

  • Mit den Berufsorganisationen vor Ort wird darauf hingearbeitet, dass möglichst viele junge Menschen schnell den Weg aus dem sogenannten Übergangssektor in eine berufliche Qualifizierung finden. „Warteschleifen“ innerhalb der verschiedenen Bildungskarrieren sind zu vermeiden.

  • Konkurrierende Ausbildungsgänge der Berufskollegs zur betrieblichen, dualen Ausbildung werden eingestellt.

Zu 5. Mobilität gewährleisten

  • Der öffentliche Nahverkehr im Flächenkreis Gütersloh und seine Anbindung an die Bildungsmetropole Bielefeld mit dem neuen Campus Handwerk muss ausgebaut werden. Junge Menschen sind für ihren Weg zur ihren Ausbildungsstellen auf zuverlässige Bus- und Bahnverbindungen angewiesen.

  • Entsprechend zum Semesterticket sind Auszubildenden günstige Tickets bereitzustellen.

Zum Hintergrund:

Das Handwerk in der Stadt Bielefeld und Kreis Gütersloh beschäftigt in gut 4.300 Handwerksbetrieben rund 60.000 Menschen. Sie erwirtschafteten in 2022 einen Umsatz von ca. 12,3 Mrd. Euro – ein Bestwert. Das lokale Handwerk belegt so in der Landesstatistik, der sogenannten Handwerkszählung, den Spitzenplatz in NRW. Diesen Platz gilt es zu behaupten. Die Delegiertenversammlung der 44 Handwerksinnungen in der Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld mit 2.030 darin organsierten Handwerksbetrieben fordert die politischen Akteure im Vorfeld zur Kommunalwahl 2025 auf, sicherzustellen, dass Bielefeld und der Kreis Gütersloh wettbewerbsfähig bleiben, die Wirtschaft stark bleibt, unser Wohlstand Zukunftsinvestitionen ermöglicht und der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt wird. Dazu müssen Haushaltsmittel in den Kommunen dazu genutzt werden, Schulen zu stärken. Schulbildung, berufsschulische Bildung und die duale Ausbildung sind an Erfordernissen des Ausbildungsmarktes auszurichten.

In unserer Region sind gut ausgebildete Fachkräfte die beststeuerbare Ressource für den ökonomischen Erfolg. Beste Schulbildung und Ausbildung entscheiden über Erfolg oder Misserfolg im Wettbewerb zu anderen Wirtschaftsstandorten. Gute Schulabgänger sind die Basis für die Fachkräftegewinnung und Fachkräfteentwicklung. Der prognostizierte Rückgang der erwerbsfähigen Menschen in unserer Region – der auch bei Zuwanderung in den Arbeitsmarkt absehbar nicht umkehrbar ist -, die sinkende Zahl von Schulabgängern und eine alarmierende Zahl von jungen Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung – rund 20% der zwanzig bis 34-jährigen sind in der Region ohne Ausbildung - fordern alle Akteure zu konsequentem Handeln auf.

Ziel der zwingenden Konsolidierung kommunaler Haushalte muss es sein, die Einnahmen der Kommunen nachhaltig zu stärken. Dazu muss Politik der Wirtschaft ihre Wachstumschancen sichern. Das sichert Einnahmen aus Einkommenssteuer sowie Grund- und Gewerbesteuer. Nur so sind Investitionen in andere öffentliche Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger in Zukunft gewährleistet. Sparplänen nach der „Rasenmäher-Methode“ an der Bildung erteilt das Handwerk seine Absage und fordert kluge Maßnahmen.

Investitionen in hervorragende Schulen bilden attraktive Standortbedingungen für die ausbildungs- und beschäftigungsintensive Unternehmen in unserer Region. Sie zahlen ein auf Beschäftigung, Wachstum, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, sichern Wohlstand und sozialen Frieden. Kommunale Schulträger müssen personell und materiell so gut ausgestattet sein, dass alle Schulabgänger ohne Weiteres zu einer Ausbildung befähigt sind. Das ist nicht mehr der Fall.

Das Handwerk ist als leistungsstarker Partner in bildungs- und integrationspolitische Handlungskonzepte einzubinden — mit dem Ziel, junge Menschen durch Qualifizierung ohne Umwege in den Arbeitsmarkt zu bringen. Gemeinsam werden Politik und die Berufsorganisationen von Wirtschaft und Handwerk sicherstellen, dass unsere Region ein starker Standort im Wettbewerb um die besten Fachkräfte bleibt.

 

Quelle: Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld (kh-gt-bi.de.de)

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